Inters K.o. gegen Marseille ist das Ende einer Ära

Mailand (dpa) - Zwei Jahre nach dem Champions League-Triumph gegen Bayern München ist Inter Mailands einzigartige Erfolgsära zu Ende. Der Triple-Sieger von 2010 verabschiedete sich im Achtelfinal-Rückspiel mit einem wertlosen 2:1-Sieg gegen Olympique Marseille von der europäischen Fußball-Bühne.

Im italienischen Pokal ist der Cup-Verteidiger längst ausgeschieden, in der Serie A hoffnungslos abgeschlagen. Trainer Claudio Ranieri steht vor der Ablösung, einige Altstars vor der Verrentung und das Team vor einer Verstärkung mit jungen Hoffnungsträgern.

„Es ist alles vorbei“, titelte die „Gazzetta dello Sport“. „Jetzt wird sich alles ändern“, kommentierte der „Corriere dello Sport“ Inters „Bankrott“. Klar ist: Club-Präsident Massimo Moratti wird die „Nerazzurri“ revolutionieren. Und er wird mit der Trainerposition anfangen, auch wenn er Ranieri im Giuseppe Meazza-Stadion noch in Schutz nahm. „Es war nicht seine Schuld“, erklärte der Öl-Magnat. Dennoch wird in Mailand bereits Ex-Chelsea-Coach André Villas Boas als Nachfolger für den glücklosen Ranieri gehandelt. Nach dem Abschied von Erfolgstrainer José Mourinho wäre der Portugiese bereits Inters fünfter Trainer in zwei Jahren.

Wie schon beim 0:1 in Frankreich kassierte Inter auch in Mailand ein unnötiges Gegentor in der Schlussphase und verspielte damit den Viertelfinal-Einzug: Diego Milito hatte die Gastgeber in der 75. Minute in Führung gebracht. Brandao zerstörte in der Nachspielzeit Inters Hoffnungen auf eine Verlängerung. Mailands Siegtreffer durch den Elfmeter von Giampaolo Pazzini kurz vor Abpfiff blieb wertlos.

„Mehr ist für Inter derzeit einfach nicht drin“, räumte Ranieri ein. Der Coach beklagte zwar Inters Pech in den beiden Spielen, erwies sich aber mit den Komplimenten an Marseille als fairer Verlierer. Inter brauche keine Revolution, aber einen Neunanfang, betonte Ranieri, der sich bei den Fans für die „wunderbare Unterstützung“ bedankte. Die Tifosi verabschiedeten das Team mit Applaus und Wehmut in die Kabine.

Kapitän Javier Zanetti bezeichnete das Cup-Aus als „unverdient“, richtete den Blick aber gleich wieder nach vorn: „Jetzt werden wir alles geben, um Dritter in der Liga zu werden“, versicherte der Argentinier. Angesicht der acht Punkte Rückstand auf den Tabellendritten Lazio Rom klingt das allerdings nach Zweckoptimismus.

Während Inter seine Wunden leckte, genossen die Franzosen die Komplimente in der Heimat. Mit dem Einzug ins Viertelfinale gab Trainer Didier Deschamps der bislang verkorksten Saison eine Wende. „Das ist fantastisch, wir haben in den letzten Wochen eine schwierige Zeit erlebt, deshalb sind wir sehr stolz“, meinte der Olympique-Coach in Anspielung auf die vier Niederlagen in Serie in der Ligue 1.

Die „Equipe“ feierte Marseilles Spieler in fetten Lettern auf der Titelseite als „Helden“. „Nach dem Aus von Lyon letzte Woche gegen APOEL hat der französische Fußball das Lächeln wiedergefunden“, so das Fachportal „Maxifoot“.