Europa League Man-City-Aus: Guardiola fassungslos - Klopp staunt
Manchester (dpa) - Oben auf der Tribüne schlug Pep Guardiola die Hände vors Gesicht. Unten auf dem Platz verlor Manchester City schon das dritte Spiel innerhalb einer Woche.
Nach der 1:2 (1:0)-Niederlage gegen den FC Liverpool und dem erneut vorzeitigen Ausscheiden aus der Champions League ist die Freude über die bevorstehende Meisterschaft bei Man City mittlerweile getrübt. „Ich bereue nichts“, sagte Guardiola nach dem Spiel und gab dem Schiedsrichter eine Teilschuld. Britische Medien sahen den Starcoach in der Verantwortung.
„Liverpool nutzte seine Chancen mit der Kälte eines Chirurgen, Citys Spieler flatterten umher wie Vögel“, schrieb die britische Tageszeitung „Independent“ am Mittwoch. Hingegen stellten die „Manchester Evening News“ fest: „Es war schade für das Spektakel, dass die Schiedsrichter ein absolut reguläres und möglicherweise spielveränderndes Tor aberkennen - und dann Guardiola für seinen Protest wegschicken.“
Nach der frühen Führung durch Gabriel Jesus hatte Leroy Sané die Fans im Etihad Stadion mit dem vermeintlichen 2:0 in Ekstase versetzt. Doch Schiedsrichter Antonio Mateu Lahoz gab das Tor wegen angeblicher Abseitsstellung nicht - eine Fehlentscheidung, die Guardiola nicht hinnehmen wollte. „Ich hab ihm gesagt, er liegt falsch“, erklärte der Coach später seinen wütenden Protest, für den er zur Halbzeit auf die Tribüne verbannt wurde. Aber: „Ich habe ihn nicht beleidigt.“ Am Mittwoch leitete die Europäische Fußball-Union UEFA jedoch ein Disziplinarverfahren gegen Guardiola ein. Der Vorwurf: Ungebührliches Verhalten.
Zweifel, dass Lahoz eine Fehlentscheidung getroffen hatte, gab es aber nicht: Auch für den früheren Premier-League-Schiedsrichter und TV-Experten Chris Foy war es ein reguläres Tor. „Das Tor hätte zählen müssen“, sagte Foy beim Sender BT Sport. Genauso sah es der frühere Bundesliga-Referee Thorsten Kinhöfer. „Der Ball kommt von einem Liverpool-Spieler, sodass das Abseits aufgehoben war“, sagte Kinhöfer der „Bild“. „Aber es war für den Linienrichter ganz schwer zu sehen. Die Tor-Assistenten hätten es allerdings sehen müssen.“
Die Szene markierte die Wende in der Partie, die City bis dahin im Griff gehabt hatte. „Guardiola verliert die Fassung“, schrieb BBC Sport. Ein „lächerlicher vermeidbarer Moment der Selbstbeschädigung“, fand der „Guardian“. „Der Architekt dieses brillanten Teams hat sich auch zur Hauptfigur des schmerzhaftesten Saisontiefs gemacht.“ Der „Telegraph“ erinnerte an den wesentlichen Grund für das Aus: „weil Guardiola es letzte Woche in Anfield total vermasselt hat.“
Der City-Coach sah von oben, wie die Torschützen Mohamed Salah und Roberto Firmino Man Citys Halbfinal-Traum endgültig beendeten - und Liverpool-Trainer Jürgen Klopp staunen ließen. „Wir haben fünfmal gegen Man City getroffen und nur ein Gegentor bekommen“, sagte Klopp ungläubig. „Normalerweise sind solche Zahlen nicht möglich.“
Manchester City muss sich nun voll auf die Meisterschaft konzentrieren, die die Mannschaft am Samstagabend bei Tottenham Hotspur noch nicht perfekt machen kann. Man United müsste am Sonntag beim Tabellenletzten West Bromwich Albion verlieren. Eine Woche später könnte City gegen Swansea City zuhause feiern. Vielleicht ist der Champions-League-Frust dann ein bisschen verflogen.
Beim fünffachen Europa-Pokal-Sieger Liverpool blickt man unterdessen gespannt auf die Auslosung des Halbfinales am Freitag. Ob am Ende sogar der Titel möglich ist? „Ihr Angriffspotenzial, ihr wachsender Schwung und die Geschichte (...) bedeuten, dass sie jetzt große Hoffnung haben, die Trophäe ein sechstes Mal zu holen“, schrieb BBC Sport. Zu früh für Klopp, der sich noch keine Gedanken über mögliche Gegner machen wollte. „Wir sind jetzt im Halbfinale“, sagte er, „und wir sollten jetzt erstmal den Moment genießen.“