Mourinhos „Blues-Babys“ scheitern am Druck - PSG träumt
London (dpa) - Als die PSG-Fans kurz vor Mitternacht am Mannschaftsbus immer noch ihre Helden feierten, waren von Chelsea-Coach José Mourinho oder Eden Hazard bloß noch die Pappfiguren im Fanshop an der Stamford Bridge zu sehen.
„Nach so einem Spiel geht man am besten nach Hause. Ich bin niemand, der jetzt Türen eintritt oder Tische zertrümmert“, sagte Mourinho nach dem Achtelfinal-Aus in der Champions League gegen Paris St. Germain.
Der Ärger über das enttäuschende 2:2 (1:1, 0:0) nach Verlängerung im Rückspiel war dem Portugiesen dennoch anzusehen. Kein Wunder: Zum ersten Mal seit 2006 ist Mourinho in der Königsklasse im Achtelfinale gescheitert. Seit seinem bislang letzten Triumph mit Inter Mailand 2010 war der 52-jährige sogar regelmäßig bis ins Halbfinale vorgedrungen. Diesmal feierten die Franzosen. In ihrer Heimat wurden sie dafür bejubelt. „Heldenhaft“, titelte die „L'Equipe“.
Für den englischen Fußball ist das Aus eine Katastrophe. „Die Premier League die stärkste Liga der Welt? Das ist ein Witz“, schrieb die „Sun“. Da Arsenal und Manchester City nach Heimniederlagen in den Hinspielen ebenfalls vor dem Aus stehen, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass die Viertelfinal-Begegnungen wie schon vor zwei Jahren ohne ein Team von der Insel stattfinden.
Das Ausscheiden aufgrund der Auswärtstorregel war mehr als verdient. Gary Cahill (81.) und Eden Hazard (96./HE) hatten Chelsea zweimal in Führung gebracht. Paris kam durch den früheren Blues-Profi David Luiz (86.) und Thiago Silva (114.) zweimal zurück, obwohl die Mannschaft nach einer ungerechtfertigten Roten Karte gegen Zlatan Ibrahimovic ab der 31. Minute in Unterzahl spielte.
„Das Schlimmste an der Roten Karte waren die Chelsea-Spieler. Ich habe mich gefühlt, als stünden elf Babys um mich herum“, giftete der Schwede. In der Tat hatten beinahe alle Blues-Profis nach dem Foul versucht, seine Hinausstellung zu provozieren. Mit Erfolg. Die gesamte Partie war ein schmutziges Match mit versteckten Fouls und ständiger Einflussnahme auf den Schiedsrichter.
Obwohl der Referee im ersten Durchgang ein elfmeterreifes Foul an Diego Costa übersah, zielte Mourinhos Kritik auf seine Spieler ab. „Einige sind mit dem Druck nicht zurechtgekommen. Vor allem, nachdem Paris nur noch zu zehnt war“, meinte der Coach. Beide Gegentore fielen nach einer Ecke per Kopf. „Es fehlte Konzentration. Niemand hat Verantwortung für den Gegenspieler übernommen“.
In der Öffentlichkeit wollte sich der Blues-Coach nicht lange mit dem Aus beschäftigen. „Wir haben keine Zeit zum Weinen. Wir haben eine Meisterschaft zu gewinnen. Sollten wir das schaffen, ist es immer noch eine fantastische Saison“, sagte der Coach.
Der starke Auftritt von Paris wurde auf der Insel respektiert. „Das war eine der besten Leistungen, die ich je von einer Mannschaft mit zehn Spielern gesehen habe“, twitterte Wayne Rooney. Der „Guardian“ lobte, damit sei Paris auf dem Niveau der europäischen Topclubs angekommen. Vor Silvas entscheidendem Tor hatte Blues-Keeper Thibaut Courtois bereits zweimal retten müssen. PSG-Stürmer Edison Cavani war außerdem am Pfosten gescheitert.
„Wir haben eine außergewöhnliche Leistung gezeigt. Wenn man beide Spiele analysiert, sind wir verdient weitergekommen“, lobte Coach Laurent Blanc. Ihm war vorher von den Medien mitgeteilt worden, ein Aus würde ihn den Job kosten.
Daran war kurz vor Mitternacht nicht zu denken. „Wir haben ein großes Herz und Qualität gezeigt. Wir sind im Viertelfinale. Jetzt ist alles möglich“, meinte Ibrahimovic. „Wir träumen von mehr“, steht auf dem PSG-Bus. Daran hätten die Fans kurz vor Mitternacht gar nicht erinnert werden müssen.