Real-Coach Zidane vor der Meisterprüfung

Mailand (dpa) - Nervös wirkt Zinedine Zidane vor dem wichtigsten Spiel seiner noch jungen Trainer-Karriere nicht. Obwohl der Druck und die Erwartungen bei seinem Club Real Madrid riesig sind, strahlt der Coach vor dem Finale der Fußball-Champions-League Vorfreude und Optimismus aus.

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„Ich bin glücklich, hier zu sein, und diese Momente mit den Spielern und den Fans zu teilen“, sagte er vor der Partie gegen Atlético Madrid am Samstag (20.45 Uhr). „Wir spielen ein Finale und das ist es, was jeder will, die Spieler, der Trainer, die Fans.“

Knapp fünf Monate ist es her, dass Zidane ohne Trainer-Erfahrung im Spitzenfußball von der Real-Reserve in der dritten Liga zum Chefcoach befördert wurde. Damals war ihm viel Skepsis entgegengeschlagen. Der Weltmeister von 1998 sei eine „Legende ohne Erfahrung“, schrieben die Medien, Experten wie Ex-Bayern-Coach Ottmar Hitzfeld kritisierten: „Zidane hat als Trainer noch nichts bewiesen, und jetzt muss er mit den größten Stars der Welt umgehen.“ Dazu kamen Affären wie 2014 eine später aufgehobene Sperre wegen fehlenden Trainerscheins.

Seitdem hat der einstige Weltklasse-Fußballer das Team jedoch zu 21 Siegen in 26 Spielen, mit einem starken Schlussspurt auf Rang zwei der Liga und ins Königsklassen-Finale geführt. Und auch mit seinem offensiven Fußball hat Zidane Fans und Kritiker überzeugt. Im Durchschnitt erzielte das Team unter ihm 2,73 Tore pro Spiel. „Für uns ist der Schlüssel, guten Fußball zu spielen“, sagte der Franzose.

Und auch Superstars wie der Portugiese Cristiano Ronaldo, mit deren Führung sich viele seiner Vorgänger schwer taten, respektieren Zidane. „Er hat es geschafft, nicht nur ein guter Spieler, sondern auch ein guter Trainer zu sein“, sagte Kapitän Sergio Ramos. „Er holt das Beste aus allen Spielern heraus.“ Und Weltmeister Toni Kroos lobte: „Wir alle haben gemerkt, dass Zidane in der Mannschaft etwas verändert hat. Er macht einen sehr guten Job.“

Zu Zidanes Erfolg beigetragen hat sicherlich auch sein Status als Club-Legende. Der Franzose schoss Real 2002 mit einem Volley-Traumtor im Finale gegen Bayer Leverkusen zum Champions-League-Sieg, arbeitete später unter anderem als Co-Trainer für den Club. „Für Real Madrid zu spielen, war das Beste, was mir je passiert ist. Ich habe davon geträumt“, sagte Zidane uefa.com. Jetzt habe ich das Glück, den besten Verein der Welt zu trainieren, ich bin ein glücklicher Mann.“

Der 43-Jährige sieht sich trotz der eindrucksvollen Bilanz bei seiner ersten Profi-Station weiter als Trainer-Novize. „Ich muss noch viel lernen“, sagte er. „Ich verbessere mich, aber ich habe noch einen langen Weg vor mir, um ein bedeutender Trainer zu werden.“

Von Real wird im Finale von Mailand nicht weniger als „La Undécima“, der elfte Titel in der europäischen Königsklasse, erwartet. Doch Zidane geht mit dem Druck gelassen um. „Bei diesem Club muss man immer absolut alles geben, um zu gewinnen“, sagte er. „Es gibt immer Druck bei Real Madrid. Das ist ein Teil des Jobs und es gefällt mir.“

Mit einem Sieg gegen Atlético könnte der einst beste Fußballer der Welt erneut in die Geschichte eingehen. Er wäre der siebte Ex-Profi, der als Fußballer und als Trainer die Königsklasse gewinnt - das gelang bislang nur Miguel Muñoz, Giovanni Trapattoni, Johan Cruyff, Carlo Ancelotti, Frank Rijkaard und Pep Guardiola.