Keine Angaben zu Inhalten Dateien geknackt: Neue Erkenntnisse in WM-Affäre?
Frankfurt/Main (dpa) - Eines der größten Rätsel in der Affäre um die Fußball-WM 2006 könnte bald gelöst werden. Die Staatsanwaltschaft Frankfurt hat es geschafft, mehrere bislang verschlüsselte Dateien zu diesem Skandal lesbar zu machen.
Ein Sprecher der Behörde bestätigte auf Nachfrage einen entsprechenden Bericht der „Süddeutschen Zeitung“. Ob die Staatsanwaltschaft dadurch auch neue und womöglich wichtige Erkenntnisse zu der Affäre um zahlreiche dubiose Geldflüsse rund um die Weltmeisterschaft in Deutschland gewinnen konnte, ist noch unklar. „Informationen zu den Inhalten dieser Dateien und/oder ob diese möglicherweise als wichtig eingestuft werden und/oder von wem diese Dateien stammen und/oder warum diese Dateien passwortgeschützt waren, können im Hinblick auf das laufende Verfahren nicht gemacht werden“, heißt es in einer Erklärung.
Sowohl die Staatsanwaltschaft als auch die vom Deutschen Fußball-Bund eingeschalteten Ermittler der Wirtschaftskanzlei Freshfields hatten bei ihren Nachforschungen tausende Mails und elektronische Dokumente auch aus der Zentrale des DFB sichergestellt. Freshfields verweist in seinem Abschlussbericht darauf, dass mehrere dieser Dateien durch Passwörter geschützt gewesen seien und eine Entschlüsselung bis zur Veröffentlichung am 4. März nicht geklappt habe.
So taucht in diesem Report nur der Verweis auf eine Datei mit dem Namen „Komplex Jack Warner“ auf. Ein Vertragsentwurf zwischen dem DFB und dem nachweislich korrupten sowie mittlerweile lebenslang gesperrten früheren FIFA-Funktionär aus der Zeit kurz vor der WM-Vergabe 2002 war einer der Gründe dafür, warum Wolfgang Niersbach vor einem Jahr als DFB-Präsident zurücktreten musste.
Die Frankfurter Staatsanwaltschaft kann zumindest einige dieser Dateien nun endlich einsehen. Die Behörde ermittelt in der WM-Affäre wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung gegen Niersbach und mehrere andere Mitglieder des früheren Organisationskomitees. Sie hatten eine dubiose Rückzahlung von 6,7 Millionen Euro in der Steuererklärung der WM bewusst falsch deklariert.
Allein die Existenz solcher bislang nicht einsehbaren Dateien widerspricht der Darstellung des DFB, wonach die WM-Affäre weitgehend aufgeklärt sei. Die Freshfields-Ermittler haben in ihrem Report immer nur den Fluss der ominösen 6,7 Millionen Euro nachzeichnen können. Wozu genau das Geld verwendet wurde, ist bis heute unklar. DFB-Präsident Reinhard Grindel hatte erst am Wochenende in Gesprächen mit der „Süddeutschen Zeitung“ und in der TV-Sendung „Doppelpass“ von Sport1 erklärt: „Alles, was der DFB zur Aufklärung beitragen konnte, haben wir getan. Jetzt sind die Staatsanwaltschaften dran.“