Der Fußball feiert sich selbst

Wie in Dortmund im Schatten der DFB-Krise das Fußballmuseum mit einer Gala eröffnet wird.

Foto: dpa

Dortmund. Dass ein Gang über den roten Teppich auch zur Qual werden kann, bewies am Freitagabend DFB-Präsident Wolfgang Niersbach bei der Eröffnungs-Gala des Fußballmuseums. An den Journalisten vorbei hastet er ins rettende Museum. Andere, Franz Beckenbauer und Günter Netzer etwa, sind gar nicht erst nach Dortmund gekommen.

Sie überlassen den Platz im Rampenlicht anderen, die ihn gerne ausfüllen. Toni Schuhmacher, lässig wie immer, pfeffert seinen Mantel erst mal der Länge nach über den Teppich in die Arme von DFB-Pressemann Uli Voigt, bevor er strahlend vor der Fotowand posiert. Als Hansi Müller Minuten später an der gleichen Stelle steht, nutzt der ehemalige Sportschau-Moderator Heribert Faßbender die Gunst der Stunde und eilt hinzu, um in die Kameras einen Schwank aus gemeinsamen Tagen zu erzählen. „Guten Abend allerseits…“ Die Fotografen wollen Hansi aber lieber ohne Heribert.

Vor 30, 40 Jahren waren sie omnipräsent, heute, ein halbes Leben später, fragen viele der 200 Zaungäste: „Wo hat der nochmal gespielt?“ Zum Beispiel der ältere Herr, der ein bisschen aussieht wie Traumschiff-Kapitän Heinz Weiss. Als er weg ist, fragt ein Zuschauer: „Wer war das denn?“. Es war Hans Tillkowski, der Mann, der im Kasten stand, als das Wembley-Tor nicht fiel.

Dass der Platz im Rampenlicht hart umkämpft ist, erfährt eine unbekannte Schönheit, die vor der Fotowand posiert, als stünde sie Modell für das Denkmal der unbekannten Spielerfrau. Ausgerechnet der gänzlich unglamouröse Horst Köppel stiehlt ihr die Schau. It´s a man´s world.

In Zeiten der Krise will man lieber unter sich bleiben

Im Museum entspannt sich derweil Wolfgang Niersbach. Hier ist er unter Freunden, die DFB-Krise spricht er in seiner Rede nur kurz an — „da will jemand einen Schatten auf das Sommermärchen legen“. Auf dem Show-Sofa, das schwer nach „Wetten dass …?“ aussieht, ist Zeit zum plaudern. Otto Rehagel erinnert sich daran, wie in den Fünfzigern einmal ein rotes Mercedes 190er Cabriolet an ihm vorbeirauschte. Darin nicht etwa die Nitribitt, sondern sein Idol, Helmut Rahn. „Mensch, Otto, irgendwann fährst du auch mal so ein schönes Auto“, habe er sich gesagt. Und Ministerpräsidentin Hannelore Kraft erinnert sich, „wie toll das war, bei Rot-Weiss Essen in der Kurve zu stehen.“ Tiefpunkt der Veranstaltung ist die leicht schlüpfrige Gesangs- und Schauspieleinlage aus dem Musical „Das Wunder von Bern“. Da guckt nicht nur Horst Eckel gequält.

Zum Glück gibt es einen Programmpunkt, den alle gut finden. Unter Jubel trägt Jogi Löw erst den WM-Pokal auf die Bühne und bekennt dann, was das Beeindruckendste an der WM in Brasilien war: „Der Schlusspfiff in Maracana.“ Zum Interview in der Mixed Zone erscheint danach keiner der Gäste mehr. Der Fußball feiert sich selbst und möchte dabei unter sich bleiben.