DFB trennt sich von Nationalelf-Sprecher
Frankfurt/Main (dpa) - Elf Jahre lang war Harald Stenger eines der Gesichter der Fußball-Nationalmannschaft. Millionen Fernseh-Zuschauer kennen ihn, weil er bei Welt- und Europameisterschaften immer die Pressekonferenzen des deutschen Teams leitete.
Nach dem Länderspiel gegen Argentinien in der kommenden Woche wird der frühere Redakteur der „Frankfurter Rundschau“ das nicht mehr tun, denn der Deutsche Fußball-Bund (DFB) wird sich von seinem Nationalmannschafts-Sprecher trennen. Der am 31. August auslaufende Vertrag des 61-Jährigen werde nicht verlängert, teilte der DFB mit.
Was der Verband vordergründig wie eine normale Personalie darzustellen versucht, ist wohl eher die Folge eines Machtspiels beim DFB. Stenger jedenfalls reagierte enttäuscht auf die Entscheidung. „Ich hätte gerne weitergemacht. Über weitere Hintergründe möchte ich mich nicht äußern“, erklärte er.
„Ich habe in all den Jahren einen klaren Kurs gefahren und bin dadurch, dass ich oft unbequeme Positionen bezogen habe, sicher einen riskanten Weg gegangen“, betonte Stenger. Die sportliche Leitung um Nationalmannschafts-Manager Oliver Bierhoff habe ihm aber „bei der Bekanntgabe der Entscheidung mitgeteilt, dass sie mit meiner Arbeit immer sehr zufrieden war, ich mich stets korrekt und loyal verhalten habe, die Zeit für einen Wechsel aber reif gewesen sei“.
Bierhoff nannte Stenger auch eine „wichtige Bezugsperson für die Trainer und Spieler“ und würdigte sowohl ihn als auch und den ebenfalls scheidenden Servicemann Manfred Drexler als „zwei tolle Persönlichkeiten, die sich um die Nationalmannschaft verdient gemacht haben“. Dennoch war das Verhältnis zwischen Stenger und der DFB-Spitze schon lange nicht mehr konfliktfrei.
Nach einem Zerwürfnis mit dem damaligen Präsidenten Theo Zwanziger löste der Verband ihn schon vor zwei Jahren als Mediendirektor ab. Stenger, der 2001 in dieser Funktion den heutigen DFB-Chef Wolfgang Niersbach beerbt hatte, arbeitete fortan nur noch als Sprecher der Nationalmannschaft und für das „Team Nationalmannschaft“. Selbst diese Position verdankte er nur noch der Rückendeckung der Spieler, von Bierhoff und Bundestrainer Joachim Löw auf der einen sowie einer Solidaritäts-Aktion von Sportjournalisten auf der anderen Seite.
Nachfolger Stengers wird der 42 Jahre alte Jens Grittner aus der Medienabteilung des DFB. Er war zuvor unter anderem Pressechef des Organisations-Komitees für die WM 2006 und die Frauen-WM 2011. Stenger selbst möchte nun „erstmal ein paar Wochen abschalten und versuchen, die Enttäuschung zu verarbeiten“. Bei der WM 2014 in Brasilien wolle er auf jeden Fall dabei sein, sagte er. „Ob als Journalist oder in einer anderen Funktion in der Medienarbeit.“