Einsicht nach Fehlstart ins EM-Jahr - „Augen geöffnet“
Berlin (dpa) - Nach dem verpatzten Start ins EM-Jahr haben sich die von Englands „jungen Wilden“ ausgetricksten Weltmeister einsichtig gezeigt. Bundestrainer Joachim Löw fand das Resultat ärgerlich, dramatisieren wollte der Bundestrainer die Lage der deutschen Fußball-Nationalmannschaft aber nicht.
„So eine Niederlage in einem Testspiel ist nicht ganz so schwer zu verkraften. Wir haben jetzt am Dienstag noch ein Spiel, da kommt gegen Italien ein wirklich sehr starker Gegner auf uns zu. Wir werden das Spiel analysieren, aber auch damit können wir mal leben“, sagte Löw nach dem 2:3 gegen die Three Lions in Berlin gut zwei Monate vor dem Turnier-Start in Frankreich.
Eher kleinlaut äußerten sich Löws Spieler in den Katakomben des Olympiastadions. „Es ist einfach so, dass wir den Testspielcharakter, und da spreche ich auch von mir selbst, nicht abschütteln konnten. Wir sind als Mannschaft nicht an die 100 Prozent rangekommen. Das ist leider nichts Neues, dass wir in Testspielen nicht ganz so gut aussehen“, sagte Thomas Müller. Der letzte Testspielsieg datiert vom November 2014 (1:0 in Spanien). Seitdem gab es in Partien ohne Pflichtcharakter ein Remis und dann drei Niederlagen in Serie.
Trotz der 2:0-Führung durch die Treffer von Toni Kroos (43.) und Comeback-Torschütze Mario Gomez (57.) setzte es gegen England die dritte Heimniederlage in Serie nach 2001 (1:5) und 2008 (1:2). Harry Kane (61.), Jamie Vardy (74.) und Eric Dier (90.+1) trafen für die junge Auswahl von Trainer Roy Hodgson.
Gomez, der erstmals seit der EM 2012 wieder für die DFB-Elf traf, lenkte den Blick schon auf den Test gegen Italien. „Ich glaube, dass es wichtig ist, ein gutes Spiel zu machen, um dann positiv in die Vorbereitung starten zu können. Natürlich wollen wir dieses Spiel gewinnen“, sagte der Türkei-Legionär.
Ein Sieg wäre auch gegen England möglich gewesen, doch das Gästeteam ließ im Gegensatz zur Löw-Auswahl nicht nach. „Ich glaube nicht, dass wir einen Warnschuss brauchen“, sagte Torschütze Kroos. „Wir wissen schon, auf welchem Stand wir sind und dass wir noch ein bisschen was zu tun haben, um bei der EM eine gute Rolle zu spielen.“
Der Madrid-Profi wollte wie Löw die Schuld nicht der Defensivzentrale mit Antonio Rüdiger und Debütant Jonathan Tah, der für den angeschlagenen Mats Hummels ins Spiel kam, zuschieben. „Man sollte nicht den Fehler machen, die Fehler bei der Innenverteidigung zu suchen, weil die Tore da gefallen sind. Das hatte sicherlich andere Gründe“, sagte Löw. Ähnlich äußerte sich Kroos: „Dass in der Abwehr ein, zwei Probleme sind, ist nicht unnormal. Aber das müssen wir uns alle vorwerfen lassen, dass wir nicht gut genug verteidigt haben.“
Sami Khedira, in Abwesenheit des erneut verletzten Bastian Schweinsteiger von Löw zum Ersatz-Kapitän ernannt, wollte sogar das Gute im schlechten Resultat erkennen. „Niederlagen haben immer das Positive, dass man weiß, was man nicht so gut gemacht hat. Heute wurden uns wieder einmal die Augen geöffnet, dass es nicht nur 60 Minuten geht oder mit 95 Prozent.“