Italien will EM-Höhenflug fortsetzen - Schweden unter Druck

Toulouse (dpa) - Italiens clevere Taktik-Künstler planen den nächsten Coup, Zlatan Ibrahimovic fürchtet das Ende seiner Tour de France.

Nach ihrem EM-Traumstart will sich die Squadra Azzurra vorzeitig das Ticket für die K.o.-Runde sichern und die Schweden um ihren Sturmexzentriker auf eine schmerzhafte Heimreise vorbereiten. „Für die Schweden wird es die Partie ihres Lebens, aber wir sind bereit. Wir wollen ins Achtelfinale“, sagte Antonio Candreva vor Italiens zweiten EM-Spiel am Freitag in Toulouse.

Das überzeugende 2:0 im EM-Auftaktspiel gegen Mitfavorit Belgien gibt den Azzurri immer noch reichlich Rückenwind. „Wir haben Spieler, die verstanden haben, dass sie Außergewöhnliches leisten müssen“, lobte Trainer Antonio Conte. „Wir wollen immer alles geben.“ Gegen Schweden soll sein Team nun unbedingt nachlegen und damit das Achtelfinale schon perfekt machen - auch wenn man dann als Gruppensieger im Viertelfinale auf Weltmeister Deutschland treffen könnte. „Jetzt solche Kalkulationen anzustellen, wäre falsch“, mahnte Candreva.

Galt Contes Team vor dem EM-Auftakt noch als Kandidat für ein Vorrunden-Aus, traut man dem viermaligen Weltmeister nun schon wieder Großes zu. „Wir hoffen, dass wir ein schönes Endspiel in Paris gegen Frankreich genießen können“, sagte Verbandspräsident Carlo Tavecchio. Italien müsse sich „hohe Ziele setzen“, forderte er. Und auch Ex-Nationaltrainer Giovanni Trapattoni urteilte: „Ich gratuliere Antonio Conte: Genau so weiter, und er kann uns ins Finale bringen.“

Doch Conte will von diesen Träumereien nichts hören. „Wir sind auf die beste Art und Weise in diese EM gestartet, aber wir haben noch nichts geschafft“, sagte er. „Vor zwei Jahren sind wir trotz einer guten ersten Partie nach der Vorrunde nach Hause gefahren.“ Doch Conte ist überzeugt: „Ich habe konzentrierte und entschlossene Jungs. Ich bin sicher, dass eine Partie die Einstellung nicht ändert.“

Verlassen kann sich Conte auch gegen Schweden auf seine Oldie-Abwehr um Kapitän Buffon. Der Torhüter und seine Kollegen Leonardo Bonucci, Giorgio Chiellini und Andrea Barzagli sollen Schwedens Starstürmer Zlatan Ibrahimovic stoppen. „Ibra fordert Italien heraus“, titelte der „Corriere dello Sport“. „Die Super-Abwehr ist bereit für den Riesen Zlatan.“ Buffon sagte, Ibrahimovic werde in der Partie sicherlich „ein schönes Problem“ für Italiens Hintermannschaft sein.

Der Respekt vor dem 34-Jährigen, der seine vierte EM spielt, ist auch bei den Italienern groß. „Schweden hat eine ausgeglichene Mannschaft mit einem Ausnahmekönner, Ibrahimovic, den ich in seinem Zenit sehe“, lobte Conte. Candreva ergänzte: „Ibrahimovic ist ein fantastischer Spieler mit großartigen Fähigkeiten.“ Kapitän Buffon schwärmte: „Ein Talent wie er ist nicht mit anderen zu vergleichen.“

Und der Stürmerstar dürfte besonders motiviert sein, denn auf eine vorzeitige Abreise aus seiner sportlichen Wahlheimat Frankreich hat Ibrahimovic natürlich keine Lust. Die Bühne EM ist ganz nach seinem Geschmack: Hier sind die Augen auf ihn gerichtet, hier kann er seinen Status als Ausnahmestürmer kultivieren, hier will er als erster Spieler überhaupt bei vier Europameisterschaften treffen. „Wir haben noch zwei Spiele vor uns. Wir müssen die Punkte sammeln, die wir zum Weiterkommen brauchen“, sagte der Stürmer trotzig, der aus seiner Zeit bei Juve, Inter und AC Mailand Italiens Fußball bestens kennt.

Schwedens Rekordschütze war beim dürftigen 1:1 gegen die Iren zu oft auf sich alleine gestellt. Er wird im Duell mit den Italienern mehr Unterstützung seiner Nebenleute brauchen. „Wir müssen als Kollektiv die Lücken schließen und als Einheit arbeiten, sonst wird es wirklich schwer“, forderte Trainer Erik Hamrén. Dirk Nowitzkis Schwager Martin Olsson versicherte: „Wir haben schon gezeigt, dass wir ihm helfen können. Wir versuchen, ihm weiter so viel Hilfe zu geben, wie wir nur können.“ Bleibt Ibrahimovic diese Hilfe erneut versagt, wird die EM zu einer enttäuschenden Abschiedstournee für ihn.

Die voraussichtlichen Aufstellungen:

ITALIEN: 1 Buffon - 15 Barzagli, 19 Bonucci, 3 Chiellini - 6 Candreva, 8 Florenzi, 16 De Rossi, 23 Giaccherini, 2 De Sciglio - 9 Pellè, 17 Eder

SCHWEDEN: 1 Isaksson - 3 Johansson, 14 Lindelöf, 4 Granqvist, 5 Olsson - 7 Larsson, 9 Källström, 8 Ekdal, 6 Forsberg - 10 Ibrahimović, 20 Guidetti

Schiedsrichter: Kassai (Ungarn)