Kupfers Euro 2012: Herr Klopp
„Oh, Mr. Klopp, welcome“, sagte ein Portier in Warschau, es ist schon was her, es war einen Tag vor dem Eröffnungsspiel. Der Mann sprach mit mir, niemand in der Nähe. Er meinte mich. Ich lächelte.
Und stellte heraus, dass ich weder zweifacher deutscher Meister noch übermäßig rhetorisch begabt, also nicht Jürgen Klopp sei. Seit diesem Tag zu Beginn dieses merkwürdigen Turniers wiederholt sich diese Szenerie.
Ok, die Haare sind blond und inzwischen etwas länger, ich neige nicht zur täglichen Rasur, und meine Brille, die ich gelegentlich trage, hat der Dortmunder Trainer gleich nach mir bestellt. Das ist es dann aber auch.
Der gemeine Pole sieht das anders. Klopp hier, Klopp da — und doch immer nur Kupfer. Dass der Trainer in Polen einen gewissen Heldenstatus genießt, weil er die polnischen Kicker Lewandowski, Blaszczykowski und Piszczek zu besseren Fußballern gemacht hat, gehört zu den Annehmlichkeiten dieser Verwechslung.
Ich will nicht übertreiben, aber mir schlägt in diesem Land schon eine gewisse Sympathie entgegen. Der Kollege aus dem Ostwestfälischen jedenfalls klagt bisweilen sein Leid, im Schatten des Promis zu verkümmern. Gestern drohten gar deutsche Fans in Danzig, um ein Autogramm zu bitten. Ich konnte das frühzeitig abwenden, dieser Status beginnt, tatsächlich zu nerven.
Der Kollege aus dem Ostwestfälischen sieht das anders. Er sehnt sich nach Aufmerksamkeit. Deshalb rufe ich auf: Wer auch immer in Danzig auf Uwe Kleinschmidt treffen sollte, er möge ihn bitte für den 96er-Europameister Andy Möller halten. Das passt ungefähr. Mit welchen Folgen auch immer.