„Ohne Angst“: Lewandowskis Polen im Deutschland-Modus

Nizza (dpa) - Nach ihrem historischen EM-Auftaktsieg schalteten Robert Lewandowski und seine Polen sofort in den Deutschland-Modus.

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Die Erleichterung nach dem mühevollen 1:0 (0:0) gegen Neuling Nordirland wich spätestens im nächtlichen Flieger ins Teamquartier nach La Baule der vollen Konzentration auf den Gruppengipfel.

„Wir wissen, wie stark Deutschland in diesem Moment ist. Alles kann in diesem Turnier passieren“, sagte Lewandowski, ehe er mit seinem Team Nizza verließ. „Wir müssen wirklich ruhig bleiben.“

Der Respekt vor dem gegen die Ukraine siegreichen Weltmeister ist immens. „Deutschland ist nicht nur in diesem Spiel, sondern im gesamten Turnier der Favorit“, betonte der zweimalige Bundesligatorschützenkönig Lewandowski, der sich wie stets geduldig den Fragen der Journalisten stellte. „Selbstbewusstsein wäre auch sehr wichtig für uns, dass wir in diesem Spiel genauso wie heute spielen können, ohne Angst, ohne Stress.“

Auf der Torwartposition haben die Polen allerdings nun eine große Sorge. Keeper Wojciech Szczęsny droht auszufallen. Der vom FC Arsenal zuletzt an Antonio Rüdigers AS Rom ausgeliehene Keeper leidet unter einem Bluterguss im linken Oberschenkel. Der 26-Jährige habe große Schmerzen, die Schwellung sei erheblich, sagte Mannschaftsarzt Jacek Jaroszewski am Montag im Teamquartier in La Baule. Seine Einsatzchancen gegen Deutschland stünden bei 50:50.

Bei einer Behandlung in Nantes wurde dem Torhüter der Bluterguss entfernt. Eine Untersuchung am Dienstag soll Aufschluss geben, wann er wieder ins Training zurückkehren kann.

Nationaltrainer Adam Nawalka tüftelt längst am Masterplan. „Natürlich denken wir jetzt an das Deutschland-Spiel, der Schlusspfiff heute ist der Startschuss der Vorbereitung auf das Spiel gegen Deutschland“, sagte der frühere polnische Nationalspieler. „Das Ergebnis heute hat keinen Einfluss auf unsere Vorbereitung gegen Deutschland. Wir wollen auch das Spiel gewinnen, wissen aber, dass es sehr schwer wird.“

Die Polen wollen den Deutschland-Code unbedingt auch bei einer Endrunde knacken. „Wir erwarten ein sehr schweres Spiel, wie heute. Wir haben oft gegen sie gespielt, wir kennen sie gut. Wir wollen auch dieses Spiel gewinnen und drei Punkte holen“, sagte der umsichtige Mittelfeldstabilisator Grzegorz Krychowiak. Der polnische Präsident Andrzej Duda sieht durch den Auftakterfolg gar eine Blockade gelöst. „Die Freude ist ungeheuer“, meinte er im TV-Sender Polsat. „Dieses erste Match ist sehr wichtig, das ist der Eisbrecher.“

Erst einmal bezwangen die Polen Deutschland. Doch dieser Erfolg liegt noch nicht lange zurück. Auf dem Weg zur Fußball-EM in Frankreich schlugen Lewandowski und seine Männer die Elf von Joachim Löw im Oktober 2014 in der Qualifikation mit 2:0. Torschützen waren damals Sebastian Mila und Arkadiusz Milik, der den spielbestimmenden Polen gegen die schwachen Nordiren in der 51. Minute mit seinem elften Länderspieltor den ersten EM-Sieg bescherte.

Die Polen ließen sich in diesem nervlich schwierigen Duell auch von verpassten Tormöglichkeiten nicht entmutigen. Vor allem die rechte Seite mit dem langjährigen Dortmunder Jakub Blaszczykowski und seinem einstigen Borussia-Teamkollegen Lukasz Piszczek harmonierte. Doch die Defensive ist bei weitem noch nicht stabil.

Dafür setzte Youngster Bartosz Kapustka Akzente. Der technisch starke 19-Jährige erhielt den Vorzug vor dem noch am Sprunggelenk angeschlagenen Kamil Grosicki und zeigte vielversprechende Ansätze. „Kapustka hat ein fantastisches Spiel gemacht, er war einer der besten Spieler“, schwärmte Krychowiak. Eine Topleistung müssen die Polen auch gegen Deutschland abliefern.