„Straße zum Ruhm“: Italien freut sich auf K.o.-Phase
Montpellier (dpa) - Kroatien oder Tschechien, dann Deutschland und im Halbfinale Frankreich: Nach zwei EM-Spielen steht Italien schon als Gruppensieger fest und denkt an seinen möglichen Weg ins Endspiel.
„Antonios Straße zum Ruhm. Die Route in Richtung Finale: Das wird hart“, titelte die „Gazzetta dello Sport“, vor allem mit Blick auf ein mögliches Viertelfinale gegen Weltmeister Deutschland. „Sie haben sich gegen Polen schwergetan, aber es ist trotzdem eine starke Mannschaft“, urteilte Profi Marco Parolo.
Der 1:0-Sieg gegen Schweden hat Italiens Fußball-Nationalcoach Antonio Conte früh Planungssicherheit verschafft. Egal, wie das letzte Gruppenspiel am Mittwoch gegen Irland ausgeht, die Azzurri treffen im Achtelfinale am Montag kommender Woche auf den Zweiten der Gruppe D, also Spanien, Kroatien oder Tschechien. „Wir sind eine Runde weiter und bereit, große Dinge zu schaffen“, sagte Verbandspräsident Carlo Tavecchio. „Wir sind sicher, dass wir dorthin kommen, wo es vielleicht mancher nicht erwartet hätte.“
Die Partie gegen Irland wird daher vor allem zur Chance für die bisherigen Ersatzspieler. Italienische Medien spekulierten bereits, Conte werde sein Team auf neun oder zehn Positionen verändern. Der angeschlagene Antonio Candreva, der wegen Adduktorenproblemen auch das Achtelfinale zu verpassen droht, und der grippekranke Torhüter Gianluigi Buffon sollen in jedem Fall eine Pause erhalten.
Zudem hat Conte insgesamt sechs mit einer Gelben Karte vorbelastete Spieler im Kader, die bei einer zweiten Verwarnung das Achtelfinale gesperrt verpassen würden. „Wir müssen die Akkus wieder aufladen. Gegen Irland werden andere ihre verdiente Chance bekommen“, kündigte Conte an, versprach aber: „Wir wollen die Partie gewinnen, das ist klar. Wir haben großen Hunger und wollen immer gewinnen.“ Parolo forderte: „Wir müssen die Konzentration hochhalten, sonst wird es schwer, später wieder in den richtigen Modus zurückzufinden.“
Erstmals seit 2006 ist Italien wieder Gruppensieger bei einem großen Turnier geworden. Bei so manchem Gegner dürfte da die Erinnerung an Italiens WM-Titel vor zehn Jahren in Deutschland wach werden, auch wenn Bundestrainer Joachim Löw entspannt verkündete, Italien sei 2006 - anders als jetzt - schwach gestartet. „Das macht mir Hoffnung“, ergänzte Löw. Doch auch Italien schaut nach dem 1:4 gegen Deutschland im Testspiel im März in München nicht gerade voller Vorfreude auf ein mögliches Duell mit dem Weltmeister im EM-Viertelfinale.
„Wir denken nicht daran, welche Gegner noch kommen könnten, sondern nur an uns“, betonte Mittelfeldspieler Marco Parolo. Conte, der in zwölf Pflichtspielen als Nationaltrainer noch ungeschlagen ist, lobte: „Es ist fantastisch, dass wir schon nach zwei Spielen fürs Achtelfinale qualifiziert sind. Das gibt uns die Möglichkeit, weiter zu arbeiten. Abwehrspieler Andrea Barzagli stellte fest: „Vielleicht ist die Nationalelf nicht so schlecht, wie viele gesagt haben. Wir gehen unseren Weg weiter und schauen, wie weit wir kommen können.“
Bevor die Vorbereitung auf die nächsten Aufgaben begann, gönnten sich die Azzurri noch einen Moment der Entspannung. Nach zwei Siegen zum Start eines großen Turniers, was der Squadra Azzurra zuletzt 2000 gelungen war, gab Conte seinen Profis einen halben Tag frei. Die Spieler nutzten die Gelegenheit vor allem für einen Stadtbummel mit der Familie in Montpellier, den Besuch von Frauen und Freundinnen und schließlich für ein gemeinsames Essen mit der gesamten Mannschaft. 2000 war das damalige Team ins Endspiel von Rotterdam eingezogen, auch vor vier Jahren war Italien im Finale in Kiew dabei. Weder gegen Frankreich (1:2) noch gegen Spanien (0:4) reichte es aber zum Titel.