Juve nicht mehr weit vom Heim-Finale entfernt

Berlin (dpa) - Finale im eigenen Stadion: Darauf arbeitet Juventus hin. Ein Triumph in der Europa League wäre der erste internationale Titel für den italienischen Rekordmeister seit 1997. Zuvor wartet im Halbfinale allerdings ein Gegner, der das Endspiel im vergangenen Jahr verlor.

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Fußball-Prominente wie Franz Beckenbauer lästerten einst vom Cup der Verlierer. Auch José Mourinho konnte sich diese kleine Gemeinheit nicht verkneifen. „Wenn Juventus Turin die Europa League gewinnt, wäre das kein Erfolg“, ätzte der portugiesische Startrainer und Ex-Coach von Erzrivale Inter Mailand jüngst. Beim italienischen Rekordmeister wird man diesen Worten wenig Bedeutung beimessen. Juve sehnt sich nach dem ersten europäischen Titel seit 1997 - selbst wenn dieser nur in der zweitklassigen Europa League in Aussicht ist.

Von dem Pokal sind die Turiner nicht mehr weit entfernt. Juventus muss im Halbfinale Benfica Lissabon in zwei Partien ausschalten. Der Traum vom Finalsieg könnte für die „Alte Dame“ dann am 14. Mai im eigenen Stadion Gestalt annehmen. „Es wäre wichtig, da viele Spieler in diesem Team noch nie einen Europapokal gewonnen haben“, stellte der italienische Nationalspieler Claudio Marchisio in dieser Woche im Gespräch mit uefa.com fest. „Juventus hat schon so lange nicht mehr auf europäischer Bühne triumphiert.“

Die Champions League gewann Juve letztmals 1996, ein Jahr später sicherten sich die Italiener noch den UEFA-Supercup. Danach gingen die Bianconeri alle Jahre wieder leer aus und mussten den nationalen Rivalen wie Inter, Milan und sogar dem AC Parma beim Feiern zusehen.

Juve tritt am Donnerstag beim bereits feststehenden portugiesischen Meister in Lissabon an. Dort wird wie schon so oft Mittelfeldstratege Andrea Pirlo im Fokus stehen - diesmal aber nicht nur wegen seiner fußballerischen Fähigkeiten. Der Kommentar des Weltmeisters von 2006, Benfica „tue ihm bereits Leid“, wurde auch im fernen Portugal mit wenig Wohlwollen registriert.

Das Rückspiel steigt dann am 1. Mai im neu gebauten Juventus Stadium, das innerhalb weniger Stunden ausverkauft war. Trainer Antonio Conte freut sich auf das Duell gegen den 33-maligen portugiesischen Titelträger: „Das wird ein schönes Spiel gegen einen starken Gegner.“ Der Coach ist sich allerdings bewusst, „dass wir einen guten Tag brauchen und ihnen alles entgegensetzen müssen“.

Auch Marchisio hat großen Respekt vor dem Kontrahenten. „Wir treffen auf eine Truppe, die in den vergangenen Jahren nicht nur in der eigenen Liga, sondern auch in Wettbewerben wie der Europa League richtig gut gespielt hat.“ Das Finale im vergangenen Jahr verlor Benfica gegen Chelsea mit 1:2. Der Traditionsclub hat fast schon ein Final-Trauma entwickelt: Seit dem Gewinn des Landesmeister-Pokals 1962 verlor Benfica sieben europäische Endspiele.

Juventus, das in der Serie A seinem 30. italienischen Meistertitel entgegenstrebt, kann in Lissabon wohl wieder auf seinen Stürmer Carlos Tevez bauen, der wegen Adduktoren-Problemen die beiden zurückliegenden Ligaspiele versäumte. Die Portugiesen hoffen gegen das Team von Pirlo und Co. auf den Heimvorteil. Dabei fehlen allerdings Mittelfeldspieler Eduardo Salvio und Verteidiger Silvio.

Im zweiten Halbfinale kommt es zum spanischen Duell zwischen dem FC Sevilla und dem FC Valencia. Dabei trifft Sevilla-Coach Unai Emery auf seinen Ex-Club, den er von 2008 bis 2012 betreut und dreimal in Serie in die Champions League geführt hatte. Derzeit liegt Valencia in der spanischen Liga aber nur auf Platz acht.

Sevilla ist dagegen als Tabellenfünfter noch voll im Rennen um Platz vier und die damit verbundene Champions-League-Qualifikation. Für das Hinspiel sind die Andalusier daher auch klarer Favorit gegen Valencia. „Wir gehen deshalb voller Selbstvertrauen in dieses Spiel“, erklärte Sevilla-Stürmer Carlos Bacca.