Ende einer Ära: Prinz hängt Schuhe an den Nagel
Frankfurt/Main (dpa) - Keine Tränen, kaum Emotionen: Auch in der Stunde des endgültigen Abschieds blieb sich Birgit Prinz treu. Ohne Pathos verkündete Deutschlands berühmteste Fußballerin am Freitag das definitive Ende ihrer Erfolgskarriere.
„Fußball ist eine der größten Leidenschaften in meinem Leben, deshalb ist es mir schwer gefallen, das Kapitel zu beenden. Aber es ist eine bewusste und gut überlegte Entscheidung“, sagte Prinz gefasst.
Mit ihrem Rücktritt endet eine Ära im deutschen Frauenfußball. Die Rekordnationalspielerin absolvierte seit 1994 insgesamt 214 Länderspiele, in denen sie 128 Tore schoss. Mit Deutschland wurde die 33 Jahre alte Stürmerin vom Bundesligisten 1. FFC Frankfurt zweimal Weltmeister, fünfmal Europameister und dreimal Olympia-Dritter. „Eine der größten Persönlichkeiten im Frauenfußball und gesamten deutschen Sport ist abgetreten. Das ist schade, aber ich habe das Gefühl, sie ist mit sich im Reinen“, sagte Nationalmannschaftsmanagerin Doris Fitschen.
Ob Prinz, deren Auswahlkarriere im verlorenen WM-Viertelfinale gegen Japan ein unrühmliches Ende auf der Bank gefunden hatte, ein offizielles Abschiedsspiel im DFB-Trikot erhält, soll in den kommenden Wochen entschieden werden. „Natürlich wird der DFB darüber beraten, wie Birgit Prinz offiziell und angemessen verabschiedet werden kann. Deshalb werde ich mich bemühen, zeitnah ein persönliches Gespräch mit ihr zu führen“, sagte DFB-Präsident Theo Zwanziger.
Prinz kündigte zudem eine Aussprache mit Bundestrainerin Silvia Neid an, mit der es bei der WM zum Bruch gekommen war. „Wir haben beide auf den Deckel bekommen. Aber wir sind erwachsene Frauen und werden das Gespräch suchen“, erklärte Prinz.
Die verkorkste Heim-WM, bei der sie nach zwei Spielen von der Spielführerin zur Reservistin degradiert worden war, habe aber nicht die entscheidende Rolle bei ihrem Rücktritt vom Leistungssport gespielt. „Die WM hat mir den Spaß am Fußball nicht genommen. Den habe ich immer noch und den werde ich auch nie verlieren, solange ich laufen kann“, sagte Prinz.
Sie wolle sich in Zukunft vielmehr beruflich weiterentwickeln und Fuß fassen, sagte die Diplompsychologin. „Das steht jetzt im Vordergrund, nachdem ich da jahrelang zurückstecken musste. Ich bin bekannt dafür, keine halben Sachen zu machen, und hatte das Gefühl, mich nicht mehr hundertprozentig für den Verein einsetzen zu können. Deshalb habe ich diesen Schritt vollzogen“, begründete sie den Rücktritt.
Die Situation von Michael Ballack, dessen Abgang aus der DFB-Auswahl durchaus Parallelen aufweist, habe sie dagegen nicht beeinflusst. „Das wird medial überbewertet. Jeder Sportler sollte einfach wissen, wann der richtige Moment gekommen ist. Und für mich ist dieser Moment gekommen“, meinte die Torjägerin.
Frankfurts Manager Siegfried Dietrich sprach von einem „traurigen Moment für den Verein und die Fans“. Mit den Hessen gewann Prinz neun Meistertitel und zehnmal den DFB-Pokal. Zudem holte die dreimalige Weltfußballerin mit dem 1. FFC dreimal den UEFA-Cup.
Als größte Highlights auf der internationalen Bühne nannte sie ihr erstes Länderspiel am 27. Juli 1994 gegen Kanada (2:1), die Olympischen Spiele 2000 in Sydney, „weil wir dort erstmals in die Weltspitze vorgedrungen sind“, und das WM-Halbfinale 2003 gegen Gastgeber USA. „Ich habe dem Fußball sehr viel zu verdanken, habe tolle Menschen kennengelernt und mich als Persönlichkeit weiterentwickeln dürfen“, bilanzierte Prinz.
Die Entscheidungsfindung in den vergangenen Wochen habe sie daher emotional sehr berührt. „Aber jetzt gucke ich zurück und denke, meine Karriere ist gut gelaufen. Auch wenn das Ende suboptimal war“, sagte Prinz. Am Gesamteindruck ändere dies aber nichts: „Ich hatte eine super Zeit. Das steht im Vordergrund.“