Neid als Psychologin: Frankfurterinnen aufbauen
Frankfurt/Main (dpa) - Langeweile wird bei Deutschlands Fußball-Frauen auf dem achtstündigen Flug über den großen Teich nicht aufkommen. Vor dem doppelten Kräftemessen mit Olympiasieger USA gibt es für Bundestrainerin Silvia Neid einigen Redebedarf.
Vor allem der Saison-Fehlstart des 1. FFC Frankfurt, der mit neun Spielerinnen fast die Hälfte der Nationalmannschaft stellt, treibt Neid die eine oder andere Sorgenfalte auf die Stirn. „Nach dem Aus im DFB-Pokal werden sie nicht so gut drauf sein. Da werden wieder Gespräche nötig sein“, mutmaßte Neid knapp 24 Stunden vor dem Abflug.
Die teilweise desolaten Auftritte der Frankfurterinnen in der noch jungen Saison geben der Bundestrainerin Rätsel auf. Immerhin tummeln sich beim selbst ernannten Titelfavoriten Top-Spielerinnen wie Nadine Angerer, Babett Peter, Bianca Schmitt, Simone Laudehr oder Kim Kulig, die auch in der DFB-Elf seit Jahren zu den Stützen gehören. „Beim FFC hat mir einiges nicht gefallen, was ich gesehen habe. Ich hoffe, dass die Spielerinnen irgendwann in Tritt kommen und zu ihrer Leistung finden“, meinte Neid.
Die Blockbildung, die sich in guten Zeiten auch positiv auf die Nationalmannschaft auswirkt, sorgt derzeit für leichte Verunsicherung. „Wenn viele Spielerinnen aus einem Verein kommen und es dort nicht läuft, bringen sie die Probleme natürlich mit in die Nationalmannschaft. Es hat eben immer alles Vor- und Nachteile“, sagte die Bundestrainerin.
Bereits beim letzten Treff im Rahmen der EM-Qualifikation hatte Neid sich viel Zeit genommen, um die vom Trainer-Rauswurf und unerwarteten Punktverlusten verunsicherten Frankfurterinnen aufzubauen. „Ich habe mit den Spielerinnen gesprochen, sie haben mir von ihren Problemen erzählt. Bei der Nationalmannschaft haben sie dann gut gespielt“, berichtete Neid.
Das erwartet sie von den FFC-Spielerinnen trotz des Scheiterns im Pokal auch in den prestigeträchtigen Partien am kommenden Samstag in Chicago und am 23. Oktober in East Hartford. „Ich weiß, was ich will, und was sie bei uns umsetzen müssen“, erklärte Neid vor dem ersten Härtetest in der EM-Saison.
Dafür nimmt Neid gleich 23 Spielerinnen mit. Auf dem Weg zur Endrunde 2013 in Schweden will sie so viel wie möglich ausprobieren, um dann mit dem stärksten Aufgebot den Titel zu verteidigen. „Ich möchte die Zeit bis zur EM nutzen, um mir einen Überblick über alle Spielerinnen zu verschaffen, von denen ich glaube, dass sie uns bei der EM helfen können“, formulierte Neid das Ziel.
Im Blick hat sie weiter auch Spielerinnen, die dieses Mal nicht berufen wurden. Selbst Frankfurts Spielmacherin Lira Bajramaj, die mit einem Kreuzbandriss sechs Monate ausfällt, hat die Bundestrainerin noch nicht abgeschrieben: „Ich hoffe noch auf Lira. Wenn sie im Frühjahr zurückkehrt, könnte sie langsam herangeführt werden.“