Argentiniens Traum endet auf „Elefantenfriedhof“
Buenos Aires (dpa) - Auf dem „Elefantenfriedhof“ von Santa Fé hat das Starensemble von Argentinien seine Hoffnungen auf den ersten Titel bei der Copa América seit 1993 begraben müssen. Der Gastgeber um Weltfußballer Lionel Messi unterlag im Viertelfinale dem Erzrivalen Uruguay in einem Elfmeterkrimi mit 4:5.
Nach 120 Minuten waren beiden Teams trotz vieler hochkarätiger Torchancen nicht über ein 1:1 hinausgekommen. Uruguay hat nun weiter die Chance auf den 15. Copa-Titel und kann alleiniger Rekordhalter vor Argentinien werden.
Auch wenn Messi und Diego Forlán jeweils für ihre Elf brillierten, der Mann des Spiels war Uruguays Torwart Fernando Muslera. Der 25-Jährige brachte Messi durch seine Glanzparaden an den Rand der Verzweiflung. Er war auch derjenige, der den entscheidenden Elfer von Carlos Tévez hielt. „Ich habe alles gegeben, was ich konnte“, sagte ein erlöster Muslera nach dem Spiel.
Die Partie im Estanislao-López-Stadion von Santa Fé war von Beginn an schnell und temperamentvoll. Auf dem „Elefantenfriedhof“ - wo viele große Mannschaften in der Vergangenheit bittere Niederlagen erlebten - brachte Diego Pérez Uruguay in der 5. Minute früh in Führung, Gonzalo Higuaín glich in der 17. Minute aus.
Eine sanfte Partie war es nicht. Pérez sah nach einem derben Foul schon in der 38. Minute die Gelb-rote Karte und in der 86. Minute schickte Schiedsrichter Carlos Amarilla auch Argentiniens Javier Mascherano mit Gelb-Rot vom Platz. Daneben summierte sich die Zahl der Gelben Karte auf neun.
Die Nerven der 47 000 Fans im Stadion wurden strapaziert: Es gab Lattentreffer, Pfostenschüsse - und auch zwei Treffer, die wegen vermeintlichen Abseits nicht gegeben wurden. Doch es half alles nichts - in der 120. Minute stand es weiter nur 1:1.
Im Elfmeterschießen trafen für Uruguay Forlán, Luis Suárez, Andrés Scotti, Walter Gargano und Martín Cáceres. Für die Albiceleste verwandelten Messi, Nicolás Burdisso, Javier Pastore und Higuaín. Nur Tevez patzte und entschied damit das Spiel.
„Natürlich sind wir nicht glücklich. Aber ich habe immer gesagt, dass die Teilnahme an der WM (2014 in Brasilien) das Wichtigste ist. Das Projekt geht weiter“, sagte Argentiniens Nationalcoach Sergio Batista. „Ich würde nicht von Scheitern sprechen.“
Die Medien urteilten anders. „Nationales Scheitern“, titelte die Sportzeitung „Olé“. „Adiós zum Traum, die Copa in unserem Land zu gewinnen. Selbst Messi konnte uns nicht retten... Was geschieht jetzt mit dem Projekt von Batista?“. Die Zeitung „Clarin“ titelte in ihrer Online-Ausgabe: „Argentiniens Traum starb beim Elfmeterschießen.“ Und „La Nacion“ schrieb von einer „großen Enttäuschung“.
Für Uruguay kam der Sieg an einem historischen Datum. Vor genau 61 Jahren kippte das kleine südamerikanische Land schon einmal einen Giganten vom Sockel, als es am 16. Juli 1950 das WM-Finale in Rios Maracanã-Stadion gegen Brasilien gewann.
Jetzt trifft Uruguay am Dienstag im ersten Halbfinalspiel auf Peru um HSV-Stürmer Paolo Guerrero. Die Peruaner bezwangen in Córdoba Kolumbien in der Verlängerung mit 2:0 (0:0). Am Sonntag sollten in den letzten Viertelfinals noch Brasilien gegen Paraguay sowie Chile gegen Venezuela spielen.