Brasília: Retorten-Metropole mit Niemeyer-Charme
Brasília (dpa) - In Brasiliens Hauptstadt wird am Samstag die Generalprobe für die Weltmeisterschaft 2014 angepfiffen.
Die 2,5- Millionen-Einwohner-Metropole hat für den Confederations Cup und die WM für rund eine Milliarde Reais (rd. 360 Mio. Euro) ein nagelneues Stadion erhalten - das „Estadio Nacional Mané Garrincha“.
1960 löste Brasília Rio de Janeiro als Hauptstadt ab. Bekannt ist die Reißbrettstadt, die damals fast aus dem Nichts aus dem Boden gestampft wurde, für ihre avantgardistischen Bauten des 2012 verstorbenen Star-Architekten Oscar Niemeyer. Die Kathedrale, der Kongress, der Gerichtshof und der Präsidentenpalast sind beliebte Postkartenmotive.
Die meisten Einwohner leben in riesigen Satellitenstädten. In der als UNESCO-Weltkulturerbe anerkannten Kernstadt selbst wohnen knapp 200 000 Menschen. Straßennamen sucht man vergeblich. Wer nach einer Adresse fragt, nennt Koordinaten, die sich aus Hieroglyphen wie „W3“, „L2“, „QI-14“, den Nummern der Blöcke und den Zusätzen Nord- oder Süd-Flügel zusammensetzen.
Beim Anflug auf Brasília, deren Kern von 1957 bis 1960 im Rekordtempo hochgezogen wurde, wird dem Besucher klar, warum die meisten an ein Flugzeug denken, wenn sie Brasília aus der Luft oder auf dem Plan sehen. Es scheint, als gäbe es ein Cockpit, einen Rumpf und zwei Tragflächen.
Stadtplaner Lúcio Costa (1902-1998), der die Stadt mit Niemeyer entwarf, hatte sich über diesen Vergleich stets geärgert: „Es ist zwar eine akzeptable Analogie, aber es wäre doch der Gipfel der Lächerlichkeit, eine Stadt nach einem Flugzeug zu bauen.“