Copa America Brasilien scheidet nach Hand-Tor aus Copa aus
Foxborough (dpa) — Nach dem blamablen Knockout bei der Copa gegen Fußball-Zwerg Peru verstand Brasiliens Fußball-Nationalcoach Carlos Dunga die Welt nicht mehr. Der fehlende Superstar Neymar nahm seine Kollegen der Seleção unterdessen in Schutz.
„Wie kann man, bei all der Technologie und all den Kameras, die es gibt, einen so schweren Fehler machen“, klagte Dunga am Sonntag nach dem 0:1 und dem Verpassen des Viertelfinals bei der Copa América Centenario. „Es war ein klares Handspiel. Ich verstehe das nicht.“ Neymar schrieb bei Instagram: „Ich bin Brasilianer und stehe zu euch.“
Nicht nur, dass mit dem Rekord-Weltmeister nach Uruguay bereits der zweite Mitfavorit in der Gruppenphase des prestigeträchtigen Cups scheiterte. Nach der ersten Niederlage gegen Peru seit 31 Jahren könnte nun auch Dungas Job infrage stehen - auch wenn der K.o. durch eine Regelwidrigkeit zustande kam. Peru und Ecuador haben hingegen die Runde der letzten Acht bei der Copa erreicht.
In der 75. Minute der Partie in Foxborough bei Boston beförderte Perus Stürmer Raúl Ruidíaz eine Flanke mit dem rechten Arm ins Tor. Nach mehrminütigem Gespräch mit seinem Linienrichter und dem vierten Offiziellen gab Schiedsrichter Andrés Cunha das Tor. Der Uruguayer schien dabei auch über sein Headset mit jemandem zu sprechen. „Mit wem hat der Schiedsrichter geredet? Was hat er nachgefragt“, wollte Dunga, dem ein Remis zum Weiterkommen gereicht hätte, anschließend in der Pressekonferenz wissen. Das Ganze sei sehr seltsam gewesen.
„Die Spieler und ich können nicht ändern, was alle gesehen haben“, kommentierte Dunga den irregulär erzielten Siegtreffer. Sein Team sei nicht aufgrund des Fußballs eliminiert worden, meinte der ehemalige Profi des VfB Stuttgart. Die Seleção ist erst zum zweiten Mal und erstmals seit 1987 nach der Gruppenphase ausgeschieden.
„Dunga vor dem Abgang?“, fragte bereits die Sportzeitung „Lance!“. Das Blatt will von einer „Rebellion innerhalb der Seleção“ wissen. Wichtige Spieler wie die Verteidiger Thiago Silva und David Luiz oder Real Madrids Star Marcelo stünden nicht mehr hinter Dunga. Sie waren für die Copa nicht nominiert worden. Viele Spieler würden kritisierten, dass Dunga weder eine Spielvision noch ein taktisches Konzept habe, schrieb „Lance!“ weiter.
Trotz der nun anlaufenden Trainerdiskussion hat Dunga nach eigenen Angaben keine Angst vor einem Zwangsurlaub. „Es gibt nur eine Sache, vor der ich mich fürchte: vor dem Tod“, sagte er und mahnte zu Geduld. „Brasilien hat sich in den 70ern und nach 1994 ans Gewinnen gewöhnt. Und jetzt machen wir eine Übergangsphase durch.“
Dungas Team hatte aber auch ohne Superstar Neymar um die Vorrunde zu überstehen. Doch bereits gegen Ecuador kam Brasilien nur mit Glück zu einem 0:0, weil ein reguläres Tor des Gegners nicht anerkannt wurde. Das anschließende 7:1 gegen hilflose Haitianer war mehr ein Trainingsspiel. Gegen Peru hatten die Brasilianer dann aber erneut große Abschlussschwächen.
Vielleicht auch weil Neymar fehlte. Der 24-Jährige ist derzeit im Urlaub und nahm in Las Vegas an einem professionellen Poker-Turnier teil. Er wurde nicht nominiert, weil ihn sein Arbeitgeber, der spanische Meister FC Barcelona, nur für die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro oder die Copa América freigeben wollte.
„Niemand weiß, was es bedeutet, dort zu sein und die Auswahl zu verteidigen“, schrieb Neymar. Es sei eine Ehre, das Trikot der Seleção zu tragen. „Jetzt wird sich ein Haufen Arschlöcher zu Wort melden, um Scheiße zu reden.“ Das sei Teil des Fußballs.
Das Aus der Seleção ist ein weiterer Tiefschlag für die stolze Fußball-Nation innerhalb von nicht einmal zwei Jahren. Bei der Weltmeisterschaft 2014 im eigenen Land wurde Brasilien im Halbfinale von Deutschland beim 1:7 regelrecht vorgeführt. Vor zwölf Monaten war bei der Copa América im Viertelfinale gegen Paraguay Schluss. Nun der weitere vorzeitige Copa-K.o., und in der Südamerika-Qualifikation zur WM 2018 ist das Team nach sechs Spielen nur Sechster.