City feiert Derbysieg - Fergusons bitteres Saisonfazit
Manchester (dpa) - Beim designierten englischen Meister Manchester United scheint irgendwie die Luft raus. Schon vor der 1:2-Derbypleite gegen den „nervigen Nachbarn“ Manchester City hatte Trainer-Ikone Alex Ferguson im Stadionheft ein treffendes Saisonfazit gezogen:
„Für mich ist es so etwas wie ein faules Ei, teilweise schlecht, aber mit einigen ausgleichenden Merkmalen.“ Das Boulevardblatt „Sun“ bohrte in der Wunde: „Binnen eines Monats ist aus dem möglichen Triple ein 'Single' geworden.“ Obendrein krönte der „Manchester Evening Standard“ die Sky Blues zu den „Kings von Old Trafford“ - ein Stich ins rote United-Herz.
Die Party zur 20. Meisterschaft dürfte natürlich nur verschoben sein - bei immer noch zwölf Punkten Vorsprung auf Noch-Meister City und nur sieben verbliebenen Premier-League-Partien. Es könnte gut sein, dass der Rekordchampion am 28. April ausgerechnet beim alten Erzrivalen FC Arsenal im Emirates Stadium alles klar macht. Aber das Last-Second-Meisterstück der Citizens sitzt den Red-Devils-Fans noch in den Gliedern. Zumal am Montag Citys damaliger Held Sergio Agüero das 2:1-Siegtor schoss - ähnlich wie im Finale furioso 2011/12. Und die Vorab-Gratulationen von Citys Trainerfuchs Roberto Mancini - „Das Titelrennen ist vorbei - vorbei“ - kennt man auch noch aus der Vorsaison, als dann alles ganz anders kam.
Knackpunkt der United-Saison, die im Stile der Rekord-Bayern begann, war der Champions-League-K.o. gegen Real Madrid. Auf das bittere Achtelfinal-Aus in der Königsklasse folgte der verspielte 2:0-Vorsprung im ersten FA-Cup-Viertelfinale gegen den FC Chelsea (2:2) und am 1. April das Aus im Wiederholungsmatch (0:1).
Sinnbild des geplatzten Triple-Traums ist Robin van Persie. Das 30-Millionen-Euro-Symbol für Uniteds Kaufwut nach der titellosen Vorsaison schlug zunächst prächtig ein - und ist nun seit zehn Pflichtspielen ohne Treffer. Ferguson nannte seine Leistung gegen City „fantastisch“, aber das klang sehr bemüht. Auch der andere Superstar Wayne Rooney verkörpert derzeit nicht das berüchtigte United-Siegergen: Er wurde zur heißen Schlussphase ausgewechselt und war vorher nur mit einem üblen Tackling aufgefallen.
Wohlgemerkt: United kann immer noch Chelseas Liga-Bestmarke von 95 Punkten knacken, und die zuletzt 18 Premier-League-Spiele ohne Niederlage waren fabelhaft - ebenso wie die 679 gegentorlosen Minuten. Aber für den selbst erklärten „größten Club der Welt“, der sogar für die Namensrechte an seinem Trainingsgelände rund 200 Millionen Euro kassiert, ist in dieser verheißungsvoll begonnenen Spielzeit ein einziger Titel wohl zu wenig - und diese Heimpleite gegen City ein weiterer Makel. Das schien man aus den Gesichtern der US-Investoren-Familie Glazer auf der Tribüne ablesen zu können.
Ganz anders die Gemütslage im hellblauen Teil der Stadt. Coach Mancini dürfte seine Position mit dem Prestige-Erfolg im 165. „Battle of Manchester“ gestärkt haben. Im Sommer wollen die Geldgeber aus Abu Dhabi angeblich über seine Zukunft entscheiden. Bis dahin könnten Citys Champions-League-Versager mit einem FA-Cup-Triumph ihre Saison noch versöhnlich beenden. Das vorgezogene Endspiel steigt am Sonntag gegen Titelverteidiger Chelsea in Wembley.