Frankreich feiert Wiedergeburt von PSG
Paris (dpa) - Die Pariser Fußball-Fans dürfen wieder vom ersten Liga-Titel seit 1994 träumen. Durch einen 1:0-Heimsieg über den bisherigen Tabellenführer Olympique Lyon eroberte Paris Saint-Germain die Spitze der französischen Meisterschaft.
Nach vier Pflichtspielsiegen in Serie ist die November-Krise mit zwei Liga-Pleiten und dem Aus in Ligapokal fast wieder vergessen. Das Wochenblatt „Le Nouvel Observateur“ feierte die „Wiedergeburt“ des von den Ölscheichs aus Katar mit 250 Millionen Euro zusammengekauften Starensembles um Stürmer Zlatan Ibrahimovic. „Die Maschine läuft!“, hieß es.
Trainer Carlo Ancelotti, dessen Job vor drei Wochen noch stark in Gefahr gewesen war, freute sich nach dem Abpfiff: „Der Fußball zeigt wieder, wie eigenartig er ist: Niemand hatte gedacht, dass PSG in nur 15 Tagen einen solchen Einstellungswandel vollziehen könnte.“ Der Italiener warnte aber auch: „Wichtig ist, am Ende vorn zu sein.“ Auch Ancelotti sah, dass sein Team nach dem Einzug ins Achtelfinale der Champions League als Gruppenerster und zwei 4:0-Erfolgen in der Liga gegen Evian TG und Valenciennes diesmal nicht glänzen konnte.
Das goldene Tor der Hauptstädter fiel in der Nachspielzeit (45.+1) der ersten Hälfte, nachdem Gegner Lyon - Serienmeister der Jahre 2002 bis 2008 - das Spiel im Prinzenpark-Stadion lange Zeit diktiert hatte. Bei einem Konter erzielte der überragende Nationalelf-Mittelfeldmann Blaise Matuidi per Kopf das goldene Tor.
Ibrahimovic, mit 17 Toren weiterhin unangefochtene Nummer eins der Ligue-1-Torjäger, gab zwar die Flanke zum Tor, fiel aber vor allem durch eine negative Aktion auf. In der 41. Minute trat der Schwede nach einem Zweikampf seinem am Boden liegenden Gegenspieler Dejan Lovren auf den Kopf. „Das war Absicht!“, schimpften der Kroate und Lyon-Präsident Jean-Michel Aulas unisono. Auf dem Feld hatte der Tritt keine Folgen, das Sportblatt „L'Équipe“ schließt aber eine nachträgliche Strafe nicht aus. „Ibra“ war schon im November nach einem wilden „Kung-Fu“-Tritt gegen Tormann Stephane Ruffier bei der 1:2-Pleite gegen AS Saint-Etienne für zwei Spiele gesperrt worden.
Nach dem 18. und vorletzten Spieltag der Hinrunde ist der Kampf um die Herbstmeisterschaft der Ligue 1 so spannend wie selten zuvor. Paris ist mit 35 Zählern punktgleich mit Lyon und Olympique Marseille, liegt dank der besseren Tordifferenz an der Spitze.
Der Druck auf die „Neureichen“ aus der Hauptstadt ist indes enorm. Mit einem Saison-Etat von 300 Millionen Euro hat man mehr als doppelt so viel Geld zur Verfügung wie der zweitreichste Club Lyon (145 Mio), die Ölscheichs wollen für ihre Geld sportliche Rendite sehen. Die Gegner wollen unterdessen den oft als arrogant verschrienen Parisern das Leben nicht leicht machen. Man glaube noch an den Titel, versicherte etwa Lyon-Trainer Rémi Garde. Und auch PSG-Torschütze Matuidi fürchtet: „Lyon wird uns wohl noch nerven.“