Gipfel in Istanbul: Galatasaray gegen Fenerbahce
Istanbul (dpa) - Tabellenführer gegen Rekordmeister: Zum Abschluss einer von einem Manipulationsskandal überschatteten Saison brauchen die türkischen Fußball-Fans noch einmal starke Nerven.
In der Partie zwischen Galatasaray Istanbul und dem Stadtrivalen Fenerbahce geht es am Samstagabend um den Titel in der Süper Lig. Spitzenreiter Galatasaray reicht bereits ein Unentschieden zum Triumph.
Laut türkischen Medienberichten soll aber schon ein Streit im nationalen Fußballverband (TFF) entfacht sein, ob Galatasaray im Erfolgsfall auch der Pokal vor zehntausenden enttäuschten Fenerbahce-Fans in deren Sükrü-Saracoglu-Stadion überreicht werden sollte. Als Geste der Deeskalation hat der wegen Betrugsvorwürfen in Untersuchungshaft sitzende Präsident von Fenerbahce, Aziz Yildirim, Galatasaray-Trainer Fatih Terim schon seine Loge angeboten.
Terim ist eigentlich wegen Schiedsrichterbeleidigung gesperrt. Seine Strafe wurde aber um ein Jahr verschoben. Der Coach will nicht in die Loge, sondern nah an seine Mannschaft. „Mein Platz wird auf der Trainerbank sein, nicht auf der Tribüne“, sagte Terim.
Sportlich soll die Partie nun den Höhepunkt bilden. Reichlich Schlagzeilen hat die türkische Liga aber bereits produziert, wenngleich wenig erfreuliche. Seit Februar stehen in Istanbul Manager, Spieler und Trainer vor Gericht. Ihnen wird vorgeworfen, in der vergangenen Saison in der Süper Lig 19 Spiele mit hohen Geldbeträgen verschoben zu haben.
Dazu soll auch das wichtige Match von Fenerbahce Istanbul gegen Sivasspor gehören, in dem Fenerbahce am letzten Spieltag den Titel geholt hatte. Der TFF hat bisher eine Bestrafung der Vereine wegen möglicher Manipulationen vermieden, jedoch einzelne Spieler und Funktionäre zur Rechenschaft gezogen.
Von den Entscheidungen unberührt bleiben die Ermittlungen und Verfahren der türkischen Justiz wegen der Fälle. In der vergangenen Woche hatte der TFF eine Regeländerung beschlossen, die den Versuch von Spielmanipulationen künftig weniger hart bestraft. Statt eines Zwangsabstiegs sieht das Reglement nun nur noch einen Punktabzug vor.
Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan, selbst als Fan von Fenerbahce bekannt, hat sich zustimmend geäußert. „Ich habe immer gesagt, dass für die Fehler von Einzelpersonen nicht Institutionen bestraft werden sollen“, sagte Erdogan. Sonst würden Millionen von Fans mitbestraft.