Juve stürzt ab und gibt Referees die Schuld
Turin (dpa) - Juventus Turin befindet sich im freien Fall. Nach drei Pflichtspiel-Niederlagen in Folge ist Italiens Fußball- Rekordmeister in der Serie A ins Mittelfeld abgestürzt.
Nun kassierte der als Titelanwärter gestartete Traditionsclub bei US Palermo eine bittere 1:2-Niederlage und rangiert mit 35 Punkten weit abgeschlagen hinter Spitzenreiter AC Mailand (48) nur noch auf Rang acht. Selbst das Minimalziel Champions League-Einzug ist in ernster Gefahr, im Pokal ist das Aus bereits besiegelt. Die „Große alte Dame“ des italienischen Fußballs verliert Klasse, Glanz und Nerven. „Juve wird zur Furie!“, titelte der „Corriere dello Sport“ am Donnerstag.
Anstatt sich selbstkritisch zu hinterfragen, erklärte Juve-Trainer Luigi Del Neri in Palermo den Schiedsrichter zum alleinigen Sündenbock. „Morganti gehört aus dem Verkehr gezogen“, schimpfte der Coach, weil der Referee Juve nach einem Handspiel von Bovo in der 34. Minute im Strafraum einen klaren Elfmeter verweigert hatte. „Wir fühlen uns auf den Arm genommen“, sagte Del Neri. Sportdirektor Giuseppe Marotta warf dem Schiedsrichter „Arroganz“ vor. Die Schiedsrichter würden Juve seit seiner Verwicklung in den Liga- Skandal 2006 benachteiligen.
Vor fünf Jahren war der damalige Juve-Manager Luciano Moggi wegen Liga-Manipulation und der Beeinflussung von Schiedsrichtern verurteilt worden. Juve wurde mit dem Zwangsabstieg in die zweite Liga bestraft. „Bis heute lassen sie uns dafür bezahlen“, behauptete Marotta in Palermo. Fabrizio Miccoli (7. Minute) und Giulio Migliaccio (20.) hatten die Sizilianer in Führung gebracht, bevor Claudio Marchisio in der 36. Minute zum 1:2-Endstand verkürzte.
Neuzugang Alesandro Matri bot ein schwaches Debüt in einer schwachen Mannschaft. Den vom Verletzungspech geplagten Turiner fehlen vor allem zuverlässige Stürmer. Top-Scorer Fabio Quagliarella fällt mit einer Knieverletzung bis zum Saisonende aus und auch auf Neuzugang Luca Toni muss Juve noch mindestens zwei Wochen warten. Der Ex-Bayern-Stürmer war Anfang Januar vom FC Genua gekommen. Der Weltmeister von 2006 zog sich jedoch gleich im zweiten Spiel für Juve einen Außenbandriss im Knie zu.
Vorne fehlt es Juve an Durchschlagskraft, im Mittelfeld an Fantasie und in der Abwehr an Stabilität. Selbst der sonst so sichere Rückhalt Gianluigi Buffon macht im Tor ungewohnte Fehler. Nach seiner mehr als halbjährigen Verletzungspause wegen seines im Sommer bei der WM erlittenen Bandscheibenvorfalls ist der Nationaltorwart der Italiener noch weit von seiner alten Stärke entfernt.
Während Juve immer tiefer in die Krise rutscht, hielt Tabellenführer Milan am 23. Spieltag trotz seines 0:0 im Top-Duell mit dem Tabellendritten Lazio Rom (41) alle Verfolger auf Distanz. Der Tabellenzweite SSC Neapel (43) verpasste seine Chance, Boden gutzumachen. Die Neapolitaner verloren überraschend bei Chievo Verona mit 0:2. Auch der AS Rom (39) kam als Vierter beim 1:1 gegen Brescia nur zu einem Punkt.