Kauz gegen Perfektionist: Titel-Showdown in der Serie A
Turin (dpa) - Die Unterschiede könnten auf den ersten Blick kaum größer sein. Maurizio Sarri coacht den SSC Neapel leidenschaftlich im Trainingsanzug, mit Zigarette im Mundwinkel. Juventus Turins Trainer Massimiliano Allegri tritt in Anzug und Krawatte auf und gibt gelassen, aber energisch Anweisungen.
Die Trainer der zwei derzeit besten italienischen Fußball-Mannschaften prägen ihre Teams auf unterschiedliche Weise. Im Topspiel ihrer Teams am Samstagabend (20.45 Uhr) werden sie aber gemeinsam im Fokus stehen.
Denn viele machen die derzeitigen Erfolge der Teams aus Neapel und Turin an den Trainern fest. 14 Mal in Serie gewann Juve zuletzt, bei Neapel sind es acht Erfolge. Der Titelkampf in der Serie A ist längst zum einsamen Duell zwischen dem emotionalen Sarri und dem ehrgeizigen Allegri geworden. „Samstag hält Italien inne: In 90 Minuten geht es um den ersten Platz in der Serie A“, urteilte die „Gazzetta dello Sport“. Nur zwei Punkte trennen Tabellenführer Neapel vor der Partie von Verfolger Juve, AC Florenz hat als Dritter acht Punkte Rückstand.
Dabei war die Wertschätzung für die Arbeit der beiden Trainer nicht immer so hoch. Sarri, der vor der Saison vom FC Empoli nach Neapel kam und erst im zweiten Jahr in der Serie A coacht, hatte mit den Süditalienern in den ersten drei Spielen nur zwei Punkte gesammelt. Sogar Club-Legende Diego Maradona stempelte den 57-Jährigen bereits als Fehlbesetzung ab. Auch Allegri wurde nach dem Fehlstart seines Teams oft die Eignung für den Job als Spitzentrainer abgesprochen.
Doch mit Ehrgeiz und Geradlinigkeit hat der Toskaner das Team um den derzeit verletzten deutschen Weltmeister Sami Khedira zum Favoriten auf den fünften Titel in Serie gemacht. Inzwischen gilt der 48-Jährige sogar als einer der europaweit begehrtesten und besten Trainer. Hartnäckig halten sich in Italien die Gerüchte, Allegri werde im Sommer zum FC Chelsea in die Premier League wechseln.
Sarri, der bis vor wenigen Jahren noch als Bankangestellter arbeitete und nach Feierabend Amateur-Teams coachte, sorgte vor kurzem für einen Eklat, als er seinen Kollegen Roberto Mancini als „Schwuchtel“ bezeichnete. Doch der Liebe der leidenschaftlichen Neapel-Tifosi tat das keinen Abbruch. Würde dem oft wenig diplomatischen Coach mit Neapel der erste Titel seit Maradonas Zeiten gelingen, wäre ihm der Status als Club-Legende vermutlich ohnehin nicht mehr zu nehmen.
Während die Medien das Topspiel als Duell zwischen Allegri und Sarri befeuern und als entscheidende Partie im Kampf um den Scudetto sehen, wollen die Protagonisten davon nichts wissen. „Es wird ein schönes Spiel werden, aber ich glaube nicht, dass es schon entscheidend sein wird“, urteilte Allegri. Auch Neapels Torhüter und Ex-Bayer Pepe Reina stellte klar: „Unser Ziel ist es, im Mai oben zu stehen.“