Luca Toni: Der Weise mit dem Torhunger trifft noch immer
Rom (dpa) - Auch knapp vier Jahre nach seinem Abschied vom FC Bayern ist der Ohrschrauber bei Luca Toni noch längst nicht aus der Mode gekommen.
Im hohen Fußballer-Alter von 36 Jahren bejubelte der Stürmer diese Saison bereits drei Treffer für Hellas Verona mit seinem Markenzeichen: Die rechte Hand am Ohr drehend, den Kopf hin- und herschleudernd, ein jugendlich-schelmisches Grinsen im Gesicht.
Nach sieben Spieltagen hat Toni den Aufsteiger überraschend auf Rang fünf der Serie A geführt. „Mit 36 Jahren macht es mehr Mühe, in Form zu bleiben, man muss mehr Opfer bringen“, erzählte er nach dem 4:1 gegen FC Bologna schmunzelnd. „Das Wichtige ist, mit den Füßen auf dem Boden zu bleiben, aber wir genießen auch diesen Moment.“
Vor dieser Saison war Verona nach elf Jahren wieder in die Serie A aufgestiegen. Zum Start gelang den Gialloblu mit zwei Toni-Treffern gleich ein Überraschungscoup gegen den AC Mailand. Insgesamt vier Siege sammelte Hellas bereits, Niederlagen gab es nur gegen Tabellenführer AS Rom und Meister Juventus Turin. „Verona d'Europa“, titelte „Tuttosport“ nach dem Sprung auf Europokal-Rang fünf.
Teams wie die Europa-League-Starter Lazio Rom und AC Florenz sowie den Champions-League-Teilnehmer AC Mailand haben die Norditaliener vorerst hinter sich gelassen. Bei den Fans werden bereits Träume von einem weiteren Titel wach - 1985 hatte Hellas mit Stars wie Hans-Peter Briegel seinen bislang einzigen Scudetto errungen.
„Die Begeisterung ist Teil des Spiels und es ist richtig, dass die Fans begeistert von dieser Mannschaft sind, aber wir bleiben auf unser Ziel konzentriert“, mahnte Trainer Andrea Mandorlini. Nach seiner großen Zeit in den 80er Jahren war Hellas zwischenzeitlich sogar bis in die drittklassige Lega Pro abgestürzt und entging nur knapp dem Fall in die vierte Liga. Mit dem 53 Jahre alten Coach schaffte der Traditionsclub binnen drei Jahren gleich zwei Aufstiege und den Sprung zurück in die Serie A.
Wichtiger Garant für den derzeitigen Aufschwung ist Toni. Für den Weltmeister von 2006 ist Verona bereits die 15. Profistation, nachdem sein Vertrag bei Florenz im Sommer nicht verlängert worden war. „Wir haben eine gute Mannschaft, tolle Fans, wir spielen auf einer Erfolgswelle und haben eine gute Mischung aus jungen und erfahrenen Spielern“, beschreibt Toni das Erfolgsrezept.
„Die Toni-Bande auf dem fünften Platz“, titelte die „Gazzetta dello Sport“. Dennoch wird in Verona niemand müde zu betonen, dass diese Saison das einzige Ziel der Klassenverbleib ist. „Momentan läuft es gut, aber alle Spiele sind schwierig, weil in der Serie A großartige Mannschaften aufeinandertreffen“, sagte Toni, der von 2007 bis 2009 für den deutschen Rekordmeister aus München spielte.
Seinen 112. Treffer in der Serie A erzielte der Routinier gegen Bologna, doch sein Torhunger scheint noch nicht gestillt. „Toni und die Generation der 90er, diese großen Alten, die es nicht lassen können“, kommentierte „La Repubblica“, da auch unter anderen AS Roms Francesco Totti (37) brilliert. Für Mandorlini ist Toni sogar so gut, dass er ihn bei Nationalcoach Cesare Prandelli empfiehlt: „Auch wir haben einen alten Opi, der nicht schlecht spielt.“