Mourinho im Titel-Modus - Özil spielt sich in Fan-Herzen
London (dpa) - Für José Mourinho hat der Countdown um die englische Fußball-Meisterschaft begonnen.
„Beim Mittagessen haben wir für den Titelgewinn noch sechs Siege und ein Remis benötigt. Beim Abendessen sind es nur noch fünf Siege und ein Remis“, sagte der Coach von Premier-League-Spitzenreiter FC Chelsea nach dem 2:1 über Stoke City. Was Hobby-Mathematiker Mourinho bei seinen Rechenspielen noch nicht wusste: Der lange Zeit schärfste Verfolger Manchester City leistete sich im Montagabendspiel beim 1:2 (0:1) bei Crystal Palace einen erneuten Ausrutscher und ist nur noch Vierter der Premier League.
Wie beim FC Chelsea war auch beim FC Arsenal die Freude nach einem gelungenen Osterwochenende somit groß. Das 4:1 über den FC Liverpool brachte den Gunners den zweiten Tabellenplatz ein. Es war bereits der siebte Liga-Sieg in Serie. Der deutsche Nationalspieler Mesut Özil glänzte einmal mehr und erzielte unter anderem ein herrliches Freistoßtor zum zwischenzeitlichen 2:0. Dass die Nord-Londoner mit ihrer Aufholjagd Tabellenführer Chelsea aber noch abfangen können, wird auf der Insel bezweifelt.
Mourinho hat seine Mannschaft längst auf den Endspurt eingeschworen. „Im April verändert man nichts mehr“, sagt er selbstbewusst. Noch nie hat der Portugiese mit einem Club den Titel wieder aus der Hand gegeben, wenn er im Dezember oder später an der Spitze stand. „Es geht nur noch darum, Spiele abzuhaken. Drei Punkte holen und weiter“, beschriebt Kapitän John Terry den Chelsea-Modus für die letzten acht Partien.
Im Kampf um den fünften Meistertitel haben die West-Londoner (70) komfortablen Vorsprung vor Arsenal (63), Manchester United (62) und Manchester City (61). Zudem haben die Blues ein Nachholspiel gegen Schlusslicht Leicester City in der Hinterhand. Große Hoffnung machen sich die Verfolger nicht. „Wenn alles normal läuft, holt Chelsea den Titel“, sagt auch United-Coach Louis van Gaal.
Dennoch: Die besten Chancen, Mourinho auf dem Weg zu seinem dritten Meistertitel in England noch vom Kurs abzubringen, haben Özil, Mertesacker und Co. Nach Siegen bei ManCity, bei ManUnited im FA-Cup und gegen Liverpool ist das Selbstbewusstsein auch bei den Nord-Londonern groß. Seit dem Jahreswechsel haben die Gunners 30 von 36 Zähler eingefahren. Das ist keinem anderen Club gelungen. Arsenal ist die Mannschaft der Stunde auf der Insel.
Der Coup gegen Liverpool war daher nicht nur ein wichtiger Erfolg im Kampf um die Qualifikation zur Champions League. Er war auch eine Warnung an den Tabellenführer. Arsenal wartet bloß auf einen Ausrutscher des Favoriten.
Die Gunners-Fans haben vor allem Özil wieder in ihr Herz geschlossen. Als der Spielmacher den Rasen in der 73. Minute verließ, standen die Anhänger auf und bejubelten ihn. Özil freute sich: „Sieben Siege in Serie. Das ist ein toller Tag für die gesamte Arsenal-Familie“, schrieb er nach dem Erfolg bei Twitter. Nach der langen Verletzungspause überzeugt der 26 Jahre alte Angreifer seit Januar selbst ärgste Kritiker. In den vergangenen acht Spielen war er mit drei Toren und fünf Vorlagen an acht Treffern beteiligt. Gegen die Reds verwandelte er einen Freistoß aus rund 18 Metern (40. Minute).