Nach Rassismus-Eklat: Boateng denkt an Abschied
Berlin (dpa) - Kevin-Prince Boateng denkt nach dem Rassismus-Eklat bei einem Testspiel des AC Mailand über einen Abschied aus Italien nach.
„Das geht nicht spurlos an mir vorbei. Ich werde jetzt drei Nächte drüber schlafen und mich nächste Woche mit meinem Berater Roger Wittmann treffen. Dann muss man schauen, ob es weiter Sinn macht, in Italien zu spielen“, sagte der 25-Jährige in einem Interview der „Bild“-Zeitung.
Der gebürtige Berliner hatte am Donnerstag im Testspiel gegen Pro Patria in der 26. Spielminute das Spielfeld verlassen, weil er und seine dunkelhäutigen Teamkollegen wiederholt von gegnerischen Fans rassistisch verhöhnt worden waren. „Schon nach fünf Minuten gab es Affengeräusche auf der Tribüne, wenn ich am Ball war“, sagte Boateng. Das Spiel wurde abgebrochen. Für die konsequente Reaktion bekamen der international für Ghana spielende Boateng und sein Team großes Lob.
Milan-Trainer Massimiliano Allegri stärkte Boateng und seinen Spielern am Samstag erneut den Rücken. „Die Mannschaft wird in einer ähnlichen Situation genauso reagieren“, sagte der Coach. Die Staatsanwaltschaft in Busto Arsizio verhörte am Samstag fünf Fans, die auf Video-Aufzeichnungen identifiziert worden waren. Gegen die Anhänger des Clubs Pro Patria wurden Verfahren wegen Anstiftung zum Rassenhass eröffnet.
Kritik des früheren Mitspielers Clarence Seedorf, mit der Aktion werde Rassisten zu viel Bedeutung gegeben, mochte Boateng nicht nachvollziehen. „Wir dürfen Rassismus nicht mehr tolerieren. Weggucken ist einfach, Handeln schwieriger. Aber ich hätte das auch in der Champions League beim Spiel gegen Real Madrid gemacht - und werde es immer wieder tun.“ Dass so etwas im Jahr 2013 passiere, sei eine Schande „nicht nur für Italien, sondern für den Fußball auf der ganzen Welt“.