„Nationale Schande“: Strafe für Pepe gefordert
Madrid (dpa) - Spaniens Fußball hat einen neuen Bösewicht. Mit seinem Tritt auf die Hand von Weltstar Lionel Messi hat Pepe sich in die Gruppe der Fußball-Übeltäter eingereiht, die zur Legende wurden.
Der Fall des Abwehrspielers von Real Madrid unterscheidet sich jedoch von den berüchtigten Brutalitäten eines Andoni Goikoetxea oder Juanito darin, dass der Portugiese sich für seine Attacke nur halbherzig entschuldigt hat und ungestraft davonzukommen scheint. „Das ist eine nationale Schande“, empörte sich das in Barcelona erscheinende Fachblatt „Sport“.
Der Zwischenfall im Pokalspiel Real Madrid gegen FC Barcelona (1:2) erregte in Spanien vier Tage später noch immer die Gemüter. Nach einer Umfrage sind 94 Prozent der Real-Fans für eine Bestrafung Pepes, darunter angesehene Ex-Profis. „Das Problem ist längst nicht gelöst, der einzige Ausweg wäre eine drastische Reaktion der Verantwortlichen“, sagte der 66-malige Nationalspieler Míchel. Rafael Alkorta, der 54-mal für Spanien spielte, meinte: „Pepe kann seine Aggressivität nicht zügeln. Da hilft nur eine Strafe.“
Die spanische Presse nennt Deutschland oder England als Beispiel, wo die Verbände darüber wachen, dass die Fußballstars keine schlechten Vorbilder für die Jugend abgeben, und notfalls zu Video-Beweisen greifen, um Übeltäter zu bestrafen. Für den spanischen Verband RFEF jedoch existiert die Attacke auf den Barça-Star Messi gar nicht, obwohl sie unzählige Male über die Bildschirme lief. Der Verband beruft sich darauf, dass dazu nichts im Spielbericht des Schiedsrichters steht.
Der Unparteiische hatte nicht gesehen, wie Pepe mit seinen Stollen auf die Hand des am Boden sitzenden Messi trat. Er hatte auch nicht geahndet, dass der Portugiese in lächerlicher Manier vortäuschte, dass der Katalane Cesc Fàbregas ihm einen Ellbogenstoß versetzt hätte. Barça erstattete beim Verband keine Anzeige, weil der Champions-League-Sieger die Beziehungen zu Real nicht belasten will.
Real Madrid macht keine Anstalten, Pepe vereinsintern zu bestrafen, obwohl die „Königlichen“ von ihrem Selbstverständnis her immer größten Wert auf vornehme Umgangsformen legten. Der Club bewegte Pepe lediglich dazu, eine Entschuldigungserklärung abzugeben. Der Tritt auf die Hand des Weltfußballers sei keine Absicht gewesen, behauptete der Portugiese. „Wenn ich Messi verletzt haben sollte, entschuldige ich mich dafür.“
Diese Erklärung nahm Pepe jedoch kaum jemand ab. „Eine Entschuldigung sieht anders aus“, meinte das Madrider Sportblatt „As“. „So machte Pepe alles nur noch schlimmer.“ Ganz anders der Real-Profi Juanito, der im April 1987 den am Boden liegenden Lothar Matthäus gegen den Rücken und den Kopf getreten hatte. „Juanito war ein echter Gentleman“, erinnerte sich jetzt der deutsche Rekordnationalspieler in „As“. „Er hat sich sofort entschuldigt, und ich habe ihm vergeben.“
Pepes Tritt gegen Messi weckte in Spanien auch Erinnerungen an das legendäre Raubein Goikoetxea (Athletic Bilbao), der in den 80er Jahren die Barça-Stars Bernd Schuster und Diego Maradona schwer verletzt hatte. Dem Basken hielt man allerdings zugute, dass er immer eine harte Spielweise praktizierte und nicht hinterhältig war.