Sluzki fordert Umdenken im russischen Fußball

Moskau (dpa) - In seltener Offenheit hat Russlands zurückgetretener Fußball-Nationaltrainer Leonid Sluzki den Fußball-Verband in Moskau aufgefordert, die Probleme der Sbornaja nicht länger zu ignorieren.

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Er habe nach dem blamablen EM-Aus die ganze Nacht mit Spielern zusammengesessen, und alle seien sich einig gewesen, dass es so nicht weitergehen könne, sagte Sluzki in einem veröffentlichten Interview.

„Das ist wie bei einem Alkoholiker: Ohne die Realität laut vor allen einzugestehen, ist Besserung unmöglich“, sagte der Coach in Moskau. Russland war bei der Europameisterschaft in Frankreich schon in der Gruppenphase ausgeschieden. Sluzki war daraufhin zurückgetreten.

„Die Fans verlangen, dass wir wenigstens laufen und kämpfen“, sagte Sluzki. Im entscheidenden EM-Spiel gegen Wales (0:3) hätten die Spieler aber Charakter und Motivation vermissen lassen. „Das zu sagen, ist für mich als Trainer peinlich“, räumte er ein. Sluzki bleibt Coach des amtierenden russischen Fußball-Meisters ZSKA Moskau. Der Nachfolger des 45-Jährigen bei der Sbornaja soll noch im Juli feststehen. Russland ist Gastgeber der Fußball-WM 2018.

Sluzki verteidigte die Nominierung von Roman Neustädter. Der langjährige Bundesliga-Profi hatte kurz vor der EM den russischen Pass erhalten. „Schnelligkeit ist vielleicht nicht seine Stärke, aber er hat ein gutes Verständnis für Spiel und Taktik“, betonte Sluzki.