Spaniens müde Riesen k.o. - Mustafi feiert Sieg
Madrid (dpa) - Shkodran Mustafi blickte grinsend in die Kamera und streckte die rechte Hand zum Siegeszeichen in die Höhe.
„Was für ein großer Sieg eines großen Teams heute Abend. Weiter so Equipo“, twitterte der 22-Jährige später nach dem 2:1-Coup seines FC Valencia über Champions-League-Sieger Real Madrid und seinem persönlichen Triumph im Weltmeisterduell gegen Toni Kroos und den eingewechselten Sami Khedira. Mustafi & Co. hatten allen Grund zur Euphorie: Real musste sich am 17. Spieltag der spanischen Liga nach 22 Pflichtspiel-Erfolgen in Serie erstmals wieder geschlagen geben. „Ein Riesenknaller“, titelte am Montag das Sportblatt „Mundo Deportivo“.
Trost für die „Königlichen“: Erzrivale FC Barcelona konnte die Gunst der Stunde nicht nutzen und verpasste beim 0:1 bei Real Sociedad San Sebastián den Sprung an die Tabellenspitze. Das Team von Weltfußballer Cristiano Ronaldo bleibt somit mit 39 Zählern vor Barça und Meister Atlético (je 38) sowie Valencia (34) ganz oben.
Die Ansprüche von Fans und Medien an das Millionären-Ensemble sind jedoch so groß, dass die Profis und Coach Carlo Ancelotti trotz der spanischen Rekord-Siegesserie mit einer Traum-Torbilanz von 80:10 und vier Titeln in 2014 schon nach der ersten Schlappe seit 110 Tagen (1:2 gegen Atlético) harte Kritik ertragen müssen. Und schon am Mittwoch steht das Pokal-Achtelfinal-Hinspiel bei Atlético auf dem Programm. Eine neue Pleite könnte bereits eine Minikrise auslösen.
Die Stürmer Ronaldo, Gareth Bale und Karim Benzema hätten sich in Valencia sehr lauffaul präsentiert und wie „bei einem Benefizspiel agiert“, schimpfte die Sportzeitung „Marca“. Ronaldo, der beim Champions-League-Gegner von Schalke zuletzt in den Status eines Halbgottes erhoben worden war, wurde besonders heftig attackiert - so verrückt und launisch ist die Fußball-Begeisterung in Spanien.
Ronaldo war im Mestalla nach seinem frühen Führungstreffer per Handelfmeter (13.), seinem bereits 26. Ligator, harmlos geblieben. Valencia drehte in der hart umkämpften Partie dank Antonio Barragán (51.) und Nicolás Otamendi (64.) noch den Spieß um. Das Sportblatt „AS“ sieht die Schuld beim Trainer: „Ancelotti verschleißt die Stammspieler“, heißt es. In Valencia habe der Gegner mit insgesamt 107 Kilometern die Real-Profis (98) in Grund und Boden gerannt. Schon vor einigen Wochen hatte Kroos über Müdigkeit geklagt.
Trainer Carlo Ancelotti beteuerte unterdessen, eine Niederlage nach 22 Siegen sei normal und werde der Moral seiner Schützlinge keinen Abbruch tun. Nach dem K.o. der müden Riesen des spanischen Fußballs steht nicht nur der italienische Trainer im Kreuzfeuer der Kritik. Nach der ersten Niederlage nach elf Spielen durch ein Kopfball-Eigentor von Jordi Alba (2.) wurde auch Barcelona-Coach Luis Enrique in den Medien attackiert.
Der oft als Dickkopf kritisierte Coach setzte die Stürmerstars Lionel Messi und Neymar überraschend auf die Bank und wechselte sie erst in der zweiten Hälfte ein - eine „Selbstmord-Strategie“, so „Marca“. Am Montag fehlte Messi beim Training. Offizielle Begründung: Magen-Darm-Probleme.
Meister Atlético rückt den Giganten derweil wieder auf die Pelle. Gegen Real wird Nationalstürmer Fernando Torres nach siebeneinhalb Jahren wieder das rot-weiße-Trikot tragen. Torres wurde am Sonntag bei seiner Präsentation von mehr als 40 000 Fans begeistert begrüßt. Doch eventuell wächst eine andere Konkurrenz heran. „Unsere größten Erfolge kommen noch“, warnte Valencia-Trainer Nuno Espírito Santo.