KFC Uerdingen Aufstieg — der blau-rote Wahnsinn
Vier Tore läuten in Hiesfeld die große Party ein, die an der Grotenburg fortgeführt wird bis weit in die Nacht und den frühen Morgen.
Krefeld. Um 16.49 Uhr bricht die Ekstase aus — blau-rot ist die Welt. Für die Fans des KFC Uerdingen gibt es kein Halten mehr. Sekunden später stehen sie mitten auf dem Fußballplatz des TV Jahn Hiesfeld, Arm in Arm, singend, siegestrunken, Fahnen schwenkend.
Mittendrin auch die Spieler, Betreuer und Trainer des Oberliga-Meisters KFC Uerdingen, umringt und geherzt von hunderten Schlachtenbummlern nur Augenblicke nach dem 4:0-Sieg, der den Aufstieg in die Regionalliga West perfekt gemacht hat.
Eine Bande ging schon Minuten vor dem Abpfiff zu Bruch. Viele Oberkörper sind schon blank. Es ist es endlich geschafft. Vorstandsmitglied Frank Strüver hätte sich wohl vor einem Jahr nicht träumen lassen, dass er am Sonntag quasi vor seiner Haustür solch einen Erfolg erleben würde — noch dazu in führender Funktion. Strüver lebt im Dinslakener Stadtteil Eppinghoven, seine zwei jüngsten Kinder gehen dort zur Schule. Er selbst spielt in Dinslaken Tennis. Nun steigt mit dem KFC in seiner Heimatstadt auf. „Etwas ganz Besonderes“, wie er sagt.
Bierduschen, ein Spieler nimmt einen Schluck Champagner, lachende Gesichter überall. Trainer André Pawlak wird von Fans auf den Schultern durch die Menge getragen. Für ihn ist es der vierte Aufstieg, seit er Wattenscheid im Sommer 2010 übernommen hatte und in die Regionalliga führte.
Zusammenhalt, Kameradschaft — das sind Begriffe, die man oft hört in diesen Minuten nach dem Triumph. Während eines Torjubels hatten die Uerdinger Spieler das Trikot von Denis Pozder hochgehalten. Er konnte am Sonntag nicht mitwirken, „wegen muskulärer Probleme“ (Pawlak), nachdem er die Mannschaft in den Vorwochen mit seinen Toren ein Stück weit getragen hatte.
Dann geht es zurück zur Grotenburg. Es riecht dort um kurz nach 18 Uhr nach Pommes, Bratwurst und Bier. „Nie mehr Oberliga“ singen die Fans immer wieder. Es ist das Lied der vergangenen Wochen geworden im blau-roten Lager. Es zeugt von der Sehnsucht, diese Liga, die für die KFC-Anhänger längst zum Synonym für Fußball-Provinz geworden ist, endgültig hinter sich zu lassen.
Viele tragen schon die Aufstiegs-Shirts mit der Aufschrift „Wir machen uns vom Acker“ — Oberliga adé. Über 1000 Fans sind gekommen. Oft hört man die Hoffnung, mit KFC-Boss Ponomarev würde es jetzt in der Regionalliga doch besser laufen als unter Alt-Präsident Lakis.
Die Hauptdarsteller aber lassen noch auf sich warten. Die Fahrt der Mannschaft mit dem Teambus dauert. Das Team macht noch einen Stopp am Krefelder Hauptbahnhof, lädt noch ein paar Fans ein. Um 19.27 Uhr dann rollt der rote Bus durch die johlende Menschenmenge vor der Haupttribüne vor. Es geht direkt ins Innere, auf den Rasen, auf dem die Krefelder in dieser Spielzeit unbesiegt geblieben waren.
Die Sonne scheint, zwei Konfetti-Kanonen blasen blau-rote Schnipsel in den Himmel. Dann betritt der Meister das Feld, fast jeder Spieler filmt und knipst mit seinem Handy den besonderen Moment. Vorsänger Leon Binder stimmt eine Humba an, dann reden die Macher. Pawlak sagt: „Wir haben es gemeinsam geschafft. Ein großer Dank geht an die Fans. Mit eurer Unterstützung ist hier viel möglich. Jedes Spiel ist für mich hier besonders.“ Auch Vize-Chef Nikolas Weinhart lässt keinen Übermut erkennen: „Wir werden auch weiter nicht mit großen Worte auffallen, sondern mit Taten.“
Präsident Mikhail Ponomarev steht zunächst abseits der Freudentänze und Gesänge. Auch im Augenblick des Triumphes meidet der Russe das Rampenlicht. Dann aber ruft Stadionsprecher Jochen Steffens ihn herbei. Ponomarev lobt Team, Trainer und Mitarbeiter und sagt: „Es ist ein wichtiger Tag für den KFC. Wir haben den ersten Schritt gemacht, aber der KFC hat mehr verdient. Wir sehen uns in der neuen Saison.“ Die Zukunft hat schon begonnen.
In den Katakomben geht es weiter. Im Business-Raum wird erst einmal gespeist. Draußen gibt es 1905 Liter Freibier für die Fans. Die Party geht los. Ende offen, auch für Mannschaft und Trainer. Heute ist ein freier Tag. Ist doch klar. Was denn sonst.