Bundestrainer Löw als Groundhopper zum Ligastart

Berlin (dpa) - Joachim Löw in München, Joachim Löw in Düsseldorf, Joachim Löw in Mönchengladbach.

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Nach einem Wochenende als Groundhopper in der Fußball-Bundesliga mit rekordverdächtigen drei Spielen in 22 Stunden trifft sich der Bundestrainer am Montag mit seinem trotz WM-K.o. angeblich unveränderten Trainerstab zum letzten Feinschliff der Russland-Anaylse wieder in Bayerns Landeshauptstadt.

„Viele frische Eindrücke“ werde Löw sammeln, sagte Reinhard Grindel. Der DFB-Boss wollte zum Liga-Start rechtfertigen, dass die Fans noch bis Mittwoch warten müssen, bis der entthronte Weltmeister-Coach erst mehrere Tage nach den Verbands-Funktionären auch der Öffentlichkeit sein Maßnahmen-Paket zum Neustart nach dem WM-Desaster präsentiert.

Der ehemalige Kapitän Bastian Schweinsteiger traut seinem Ex-Coach zu, die DFB-Auswahl wieder zurück in die Weltspitze zu führen. „Ich bin froh, dass Joachim Löw weitermacht“, sagte der 34 Jahre alte Schweinsteiger am Sonntag in München, wo sich der Profi von Chicago Fire auf sein Abschiedsspiel gegen seinen Stammverein FC Bayern an diesem Dienstag (20.30 Uhr) vorbereitet. In der Allianz Arena wird dann auch Löw zu den 75.000 Schweinsteiger-Fans gehören.

Der Bundestrainer, mit dem der 121-malige Nationalspieler 2014 den WM-Titelgewinn in Brasilien feierte, verfüge über die „Qualitäten“, um beim Neubeginn die richtigen Schritte zu ergreifen. „Trotz des Ausscheidens bei der WM gehört der deutsche Fußball weiter zu den Top-Nationen. Ich bin überzeugt, dass die deutsche Mannschaft in den nächsten Jahren wieder erfolgreich sein wird.“ Schweinsteiger sieht viele gute junge Spieler. Er rät aber auch, die „deutschen Tugenden“ wie Kampfkraft und Teamgeist wieder mehr auf den Platz zu bringen.

Während über die Konsequenzen aus dem bitteren WM-K.o. weiter nur spekuliert werden kann, konzentrierte sich Löw auf das Live-Casting möglicher Spieler für den sportlichen Neustart. Die Reiseaktivität des Bundestrainers konnte aber auch als Signal für künftig höhere Präsenz im Liga-Geschehen verstanden werden.

In Aktion sah Löw bei seiner kleinen Deutschland-Tour acht der 23 WM-Akteure von DFB- und Bayern-Kapitän Manuel Neuer bis Leverkusens Julian Brandt, aber auch die als künftige Nationalspieler gehandelten Nico Schulz (1899 Hoffenheim), Kai Havertz (Bayer Leverkusen) oder Philipp Max (FC Augsburg).

„Es muss uns wieder gelingen, wie in den Jahren zuvor, dass man unseren Spielern die Freude, den Spaß, die Leidenschaft für Deutschland zu spielen anmerkt - auf und neben dem Platz“, hatte Löw das Anforderungsprofil schon formuliert. Für den Neuanfang mit den Länderspielen gegen Weltmeister Frankreich in der neuen Nationenliga am 6. September in München und drei Tage später beim Test gegen Peru in Sinsheim wird Löw allein als Signal des Aufbruchs womöglich auch manchen Neuling nominieren.

Auch die Rückkehr der für die WM nicht berücksichtigten Leroy Sané von Manchester City und Borussia Dortmunds Mario Götze gilt als Option. Co-Trainer Marcus Sorg sollte zum Montags-Meeting in München noch Eindrücke vom Sonntags-Spitzenspiel zwischen dem BVB und RB Leipzig mitbringen.

Und Thomas Schneider? Löws weiterer Assistent war offenbar im Gegensatz zu Sorg nicht zum Liga-Scouting eingeteilt worden, was Gerüchte über eine mögliche Demission des Zuarbeiters als eine WM-Konsequenz im unmittelbaren Umfeld Löws weiter beförderte. Aus DFB-Kreisen hieß es, dies sei eine unzulässige Interpretation. Spekuliert wird zudem weiterhin über eine Umstrukturierung der Scouting-Abteilung und einer Ablösung des Löw-Vertrauten Urs Siegenthaler (70).