Özil erkrankt - Geduldsprobe bei Lahm und Neuer

St. Leonhard (dpa) - Die Probleme der ersten Campwoche in Südtirol lässt sich der „Chef de Mission“ nicht anmerken. Nach der geheimen Übungseinheit radelte Joachim Löw trotz seiner großen Personalsorgen äußerlich entspannt auf dem Mountainbike zurück ins Teamquartier im Passeiertal.

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Bei der Genesung der beiden Leistungsträger Philipp Lahm und Manuel Neuer müsse man sich „etwas gedulden“, betonte Löw in der ARD und spendierte seinem vorläufigen WM-Kader den ersten freien Nachmittag in der Vorbereitung.

Auch das Wochenende in Italien hatte trotz des zurückgekehrten frühsommerlichen Wetters nicht nach Löws Vorstellungen begonnen. Der erkältete Mesut Özil sowie die Abwehrkräfte Per Mertesacker und Marcel Schmelzer mussten sich vom Teamtraining abmelden. Der am Knie lädierte Bastian Schweinsteiger setzte sein Aufbauprogramm fort. Die nachgereisten Manuel Neuer und Philipp Lahm können wie angekündigt noch nicht mit dem Team üben, so dass Löw am vierten Tag des WM-Camps nur 19 Spieler voll einsetzen konnte.

„Er darf den Fuß noch nicht belasten“, erklärte Löw zu Lahms Kapselverletzung am linken Sprunggelenk. Am Dienstag oder Mittwoch soll der Kapitän in Südtirol mit dem Lauftraining beginnen: „Und dann muss man sehen, was er auf dem Platz machen kann.“ Beim an der Schulter verletzten Nationaltorhüter Neuer sind zeitliche Prognosen überhaupt noch nicht möglich. Der Dortmunder Marco Reus hat beobachtet: „Beide denken sehr positiv für die nächsten Tage und Wochen. Das ist für uns wichtig, weil sie wichtige Spieler sind.“

Der Bundestrainer rechnet nach wie vor fest mit dem Einsatz der beiden noch verletzten Leistungsträger des FC Bayern München bei der Weltmeisterschaft. „Davon gehe ich auf jeden Fall aus. Das ist auch die Aussage der Ärzte“, antwortete Löw in einem Interview für die Sendung „WM extra“ in der ARD auf die Frage, ob Neuer definitiv in Brasilien dabei sein werde. Am 16. Juni steht gegen Portugal gleich ein Schlüsselspiel für die deutsche Mannschaft an.

Lahm und der Dortmunder Schmelzer absolvierten nach DFB-Angaben am Samstag Fitnessübungen im Hotel. Mertesacker und der mit Patellasehnen-Problemen belastete Schweinsteiger trainierten im Fitnesszelt direkt an der noch immer Schmelzwasser führenden Passer.

Am Montag soll Champions-League-Finalist Sami Khedira als letzter der noch 26 Spieler, die nach der schweren Oberschenkelverletzung und dem WM-Aus für den Leverkusener Lars Bender den vorläufigen Brasilien-Kader bilden, in St. Leonhard ankommen. Nach dem freien Nachmittag stand am Samstagabend das gemeinsame TV-Erlebnis Real Madrid gegen Atlético Madrid auf dem Programm.

Angesichts der personellen Unwägbarkeiten, die auch Schweinsteigers Kampf um die notwendige WM-Fitness betreffen, überraschte Oliver Bierhoff mit der Feststellung auf der DFB-Homepage: „Hier im Trainingslager läuft für uns bisher fast alles nach Plan.“ Bei Özil gab es zumindest eine Entwarnung. Der Infekt an den oberen Atemwegen sei „nicht dramatisch“, teilte der Verband mit.

Improvisieren muss Löw dennoch weiter - und schon mal den einen oder anderen Plan B testen. Die gesunden WM-Kandidaten treten am Sonntag im ersten von drei geplanten Spielen unter wettkampfähnlichen Bedingungen gegen die U 20-Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes an - eine Idee von Löw-Assistent Hansi Flick. „Wir wollen uns einfach auf die WM-Gegner vorbereiten. Da ist es wichtig, wie sie sich verhalten, da müssen wir Lösungen finden“, sagte Reus zu den besonderen Partien.

Die DFB-Junioren sollen die Vorrunden-Kontrahenten Portugal, Ghana und USA imitieren. Zugleich soll das Verletzungsrisiko für die Stars minimiert werden, das Löw bei Tests gegen oft übermotivierte unterklassige lokale Teams zu hoch wäre. Verletzte, angeschlagene und erkrankte Spieler hat der Bundestrainer genug. „Es tut mir sehr leid für ihn“, betonte Bierhoff nochmals zur bitteren Enttäuschung für Lars Bender. Der bedauernswerte Ausfall zeige aber auch, „dass die Entscheidung richtig war, mehr als 23 Spieler mit in den Kader nach Südtirol zu nehmen“, bemerkte der Teammanager.

Die DFB-Delegation unter Bierhoffs Leitung war am Freitagabend in den beeindruckenden Gärten von Schloss Trauttmansdorff nahe Meran bei einem festlichen Empfang vom Land Südtirol offiziell begrüßt worden. „Wir sind nicht zum ersten Mal in der Region, wir haben uns hier immer wohlgefühlt, die Herzlichkeit der Menschen, die tolle Kulisse, die Ruhe in den Bergen, die gute Luft“, bemerkte der Manager, der von den Gastgebern in einem blühenden Blumen-Paradies als „DFB-Präsident“ angekündigt wurde. Der Irrtum wurde schnell scherzhaft aufgeklärt.