Ägyptens Fußballverband Salah wurde politisch nicht vereinnahmt
Kairo/Wolgograd (dpa) - Der ägyptische Fußballverband hat die angebliche politische Instrumentalisierung von Stürmerstar Mohamed Salah während der WM durch Tschetscheniens autoritären Republikchef Ramsan Kadyrow zurückgewiesen.
„Der tschetschenische Präsident hat als Fan Salah willkommen geheißen und nicht als Präsident“, meinte Verbandschef Hany Abo-Rida am Mittwoch bei einer Pressekonferenz in Kairo. „Die Tschetschenen sind Moslems und sie haben einen muslimischen Spieler gefeiert, der gut in der Premier League war. Salah ist ein Phänomen geworden, das alle Menschen glücklich gemacht hat.“
Das schon nach der Vorrunde ausgeschiedene Ägypten hatte als einziger WM-Teilnehmer sein Teamquartier im früheren Kriegsgebiet im Nordkaukasus bezogen. Kadyrow ließ sich die Gelegenheit nicht entgehen und mehrere Male medienwirksam mit Salah vom FC Liverpool ablichten. Bei einem Festessen am Freitagabend ernannte ihn der Republikchef auch zum Ehrenbürger.
Angeblich soll Salah nun sogar über einen Abschied aus der Nationalmannschaft nachdenken. Dem 26 Jahre alten Nationalhelden soll missfallen haben, wie er von Kadyrow instrumentalisiert worden sei.
Verbandschef Abo-Rida verteidigte zudem die Wahl des umstrittenen Teamquartiers. Sie habe nichts mit politischen Dingen zu tun gehabt, versicherte er. Das Hotel in Grosny sei nahe zum Trainingsplatz und zum Flughafen gelegen. Die Entscheidung habe auch Nationaltrainer Héctor Cúper mitgetragen, von dem sich der Verband nach dem Vorrundenaus jedoch getrennt hatte.
„Nach den Berichten über politische Probleme und den Missbrauch von Menschenrechten in Tschetschenien hatten wir die Möglichkeit, das Quartier in Grosny zu verlassen“, sagte Abo-Rida, „wir haben es aber vorgezogen zu bleiben, um die ägyptisch-russischen Beziehungen nach Kontakten auf höchster Ebene zu beschützen.“
Kritiker werfen Kadyrow vor, seine Macht auf Angst und Gewalt zu stützen. Menschenrechtler bringen ihn mit Mord, Folter und Entführungen in Verbindung. „Die FIFA hat uns nicht danach gefragt zu gehen, also sind wir geblieben“, sagte Abo-Rida zum Thema Teamquartier in Grosny weiter.