Gelöste Stimmung auf der „Nord“
Nach dem Runge-Rücktritt kehrt mancher WSV-Fan zurück.
Wuppertal. Matthias Goldner (44) war auch am Montag noch heiser. Eine Folge seiner Rückkehr zum WSV — als Fan. „Es war eine einzige Party“, beschreibt er die Stimmung vom vergangenen Samstag beim WSV-Spiel gegen Fortuna Düsseldorf II auf der Nordtribüne des Stadions am Zoo. „Wir haben gesungen und hatten alle ein großes Grinsen im Gesicht.“
Seit gut zwei Jahren hat Goldner keine WSV-Partie mehr gesehen. Zuvor war er 16 Jahre lang zu jedem Heimspiel gepilgert und hatte auch auswärts einige Begegnungen erlebt. Am 22. Februar 2011 war Schluss, Goldner fühlte sich von Ex-WSV-Präsident Friedhelm Runge „veralbert“. Aus Protest gegen dessen Vereinspolitik blieb er den Spielen fern. Und mit ihm auch zahlreiche andere Anhänger, wie Goldner versichert. „Am Samstag waren sie wieder da, Leute, die schon lange, lange nicht mehr im Stadion waren“, sagt Goldner, der die Wiedersehensparty in vollen Zügen genoss.
Dass ihm der WSV in seiner fußballabstinenten Zeit gefehlt habe, will der Fan nicht leugnen. Weniger der sportliche Aspekt, dafür aber das Vereinsleben und die Gleichgesinnten. „Ich habe mir in der WSV-losen Zeit keinen Ersatzverein gesucht, wie es Friedhelm Runge empfohlen hat“, sagt Goldner.
Die Neuaufstellung des WSV nach dem Runge-Rücktritt sieht er als „schwierig, aber machbar“ an. Es werde dauern, man müsse von kleinauf wieder beginnen. „Der Weg zurück zu einem sympathischen Verein, den die Wuppertaler wieder ins Herz schließen, wird ein langer werden. Solange das Damoklesschwert Runge über dem Verein schwebt, wird sich beim WSV wohl nichts ändern. Es muss ein kompletter Neuanfang her“, sagt Goldner. An einer außerordentlichen Jahreshauptversammlung führt seiner Meinung nach kein Weg vorbei. Unerlässlich sei vor allem echte Transparenz gegenüber den Mitgliedern. Goldner wünscht sich in der aktuellen Situation dafür einen unabhängigen Wirtschaftsprüfer, der die Zahlen präsentiert.
Selbst war er Mitglied, trat aus und würde es nun wieder werden, um den WSV so zu unterstützen. „Ich denke, dass ich kein Konzept und auch keine Millionen in der Tasche haben muss, um den Verein zu unterstützen“, sagt Goldner. Die „Wiedereingliederung“ sei am Samstag jedenfalls gelungen. „Die Leute, die am Samstag da waren, kommen wieder, wenn es einen echten Neuanfang gibt“, sagt der Anhänger voller Überzeugung.
WSV-Trainer Peter Radojewski und sein Team können sich der neuen Unterstützung jedenfalls sicher sein. „Rado hat eine super Mannschaft auf den Rasen gestellt, das hat mir sehr gut gefallen. Die Jungs hatten Spielfreude“, so Goldner, der der Meinung ist, dass man für den Neuanfang ohne Runge die Liga nicht unbedingt erhalten muss. Bei einer drohenden Insolvenz könnte er auch mit einem WSV leben, der künftig zwei Ligen tiefer antritt.