Johnsons Liebeserklärung nach British-Open-Krimi
St. Andrews (dpa) - Die Gefühle übermannten den Champion der 144. British Open: Zach Johnson schluchzte und freute sich noch lange nach seinem zweiten Majorsieg.
„Dies ist die Geburtsstätte von Golf, hier hat das Who ist Who gewonnen, ich bin voller Demut“, sagte der Amerikaner über seinen Triumph beim ältesten noch ausgespielten Turnier der Welt.
Der 39 Jahre alte Masters-Sieger von 2007 hatte nach einem packenden Playoff im schottischen St. Andrews zunächst seiner strahlenden Ehefrau Kim eine rührende Liebeserklärung gemacht. „Sie ist mein Fels, egal wie meine Ergebnisse sind, sie ist immer da“, sagte der Familienvater, bevor er im Privatjet zurück nach Iowa zu seinen Kindern düste.
Die ganze Woche wurde nur über den 21 Jahre alten Überflieger Jordan Spieth aus Texas und zum Ende über den sympathischen irischen Amateur Paul Dunne diskutiert. Johnson hatte niemand auf der Rechnung. Mit seinem stets von einem Cap bedeckten schütteren Haar, der verspiegelten Sonnenbrille wegen Augenproblemen und den häufig eingestreuten Versen aus der Bibel taugt er nicht zum Superstar. Das fehlende Charisma stört den vielleicht besten Putter der Weltelite überhaupt nicht: „Posterboy? Ich weiß gar nicht, was das ist.“
Er sei nur ein Junge aus Iowa mit einer Menge Talent, der versuche, seine Erfolge nicht allzu wichtig zu nehmen: „Es ist nur ein Spiel. Ich versuche es so zu betrachten, damit es den Druck von mir nimmt.“ Die Erfolge sollen sein Leben nicht bestimmen: „Mein Erbe sollen meine Familie, meine Kinder sein.“
Zunächst einmal genoss er aber den Triumph im packenden Stechen gegen den Südafrikaner Louis Oosthuizen und Marc Leishman aus Australien. Nach 273 Schlägen im Royal and Ancient Golf Club St. Andrews legte er im Playoff an den ersten beiden von vier zu spielenden Löchern zwei Birdies vor. Das reichte.
Spieth verpasste den Krimi mit einem knappen Putt und gratulierte Johnson fair. „Jordan ist ein phänomenales Talent. Mit Ausnahme von Tiger haben wir so etwas noch nicht gesehen“, sagte Johnson: „Und er ist noch besser als Mensch, als er als Golfer ist.“ Ähnlich wie um die Jahrtausendwende auf Tiger Woods, blicken die Konkurrenten nun zu Spieth auf.
Der junge Masters- und US-Open-Gewinner wollte nicht zu streng mit sich selbst sein, weil er die historische Chance auf das dritte Major nacheinander verpasst hatte. „Ich bin sehr zufrieden mit der Art, wie ich gespielt habe“, meinte er. Die schon herbstlichen Wetterbedingungen mit Sturm und Starkregen und die Verlängerung bis zum Wochenanfang hätten alles abverlangt. Dem hielt auch Amateur Dunne nicht mehr stand und brauchte 78 Schläge in Runde vier.
Spieth geht schon in drei Wochen beim letzten Major, der PGA Championship, erneut als Topfavorit ins Rennen. Falls der Weltranglistenerste Rory McIlroy aus Nordirland nach seiner Knöchelverletzung weiter fehlt, könnte Spieth die Spitze übernehmen.
An den Dünenplatz in Whistling Straits hat auch Martin Kaymer beste Erinnerungen: Vor fünf Jahren gelang ihm der erste von zwei Majorsiegen, danach wurde er die Nummer 1 der Welt. „Es wird ein Riesen-Event, die Leute sind dort sehr nett zu mir“, meinte Kaymer, der im Saisonendspurt Gas geben muss. Um sich für die amerikanischen Playoffs zu qualifizieren, muss der 30-Jährige noch reichlich Boden gutmachen. Die besten 125 sind beim ersten Turnier dabei, derzeit wird Kaymer nur auf Rang 155 geführt.