Hambüchen feiert „cooles“ Reck-Gold bei der Universiade
Gwangju (dpa) - Erst der gewohnte Urschrei, dann die geballte Becker-Faust: Nur 17 Tage nach seine Sieg bei den Europaspielen in Baku hat Fabian Hambüchen erstmals auch bei einer Universiade seinen Siegerposen demonstriert.
Am Reck sicherte sich der deutsche Ausnahme-Turner seinen Premieren-Titel bei den Weltsportspielen der Studenten im südkoreanischen Gwangju. „Das war einfach nur cool. Dieser Sieg hat für mich einen sehr hohen Stellenwert, weil ich wegen der Alterslimitierung hier heute meine letzte Chance bei einer Universiade hatte“, meinte der 27 Jahre alte Wetzlarer am Dienstag.
Den Triumph kostete er am Abend mit seinen Teamgefährten in einer Bar unweit des Camps noch einmal gehörig aus. „Im Athletendorf gibt es ja keinen Alkohol“, begründete er schmunzelnd. „Aber wir haben schon in der Halle angestoßen, damit es bei der Doping-Kontrolle besser läuft“, berichtete Hambüchen.
In einer starken Reck-Show mit nur kleineren Haltungsfehlern dominierte der Student der Sporthochschule Köln vor allem dank der Höchstschwierigkeiten (Ausgangswert 7,0), die keiner seiner Konkurrenten im University Gym aufzuweisen hatte. Da half den beiden starken Japanern Shogo Nonomura (15,100) und Yuya Kamoto (15,066) auch die perfekte Ausführung ihrer Übungen und die hohe Benotung nichts mehr, sie mussten mit den weiteren Podesträngen vorliebnehmen.
„Die Noten kann ich nicht so richtig verstehen, die Japaner sind ja total hoch bewertet worden. Warum die Kampfrichter bei mir so viel abziehen konnten, kann ich nicht nachvollziehen. Aber: Gewonnen ist gewonnen. Den Erfolg kann mir keiner nehmen. Aber da hieß es Zittern bis zur letzten Note“, sagte Hambüchen erschöpft, aber glücklich.
Schon vor der Universiade war er als „Welthochschulsportler des Jahres“ geehrt worden und hatte zur Eröffnung die Fahne der deutschen Mannschaft in die Arena getragen. Vor zwei Jahren hatte Hambüchen bei der Universiade in Kasan zwei Silbermedaillen (Mehrkampf und Boden) erkämpft, war im Reck aber im Vorkampf gescheitert.
Mit dem Erfolg unterstrich Hambüchen, der mit getaptem Mittelfinger turnte, dass er acht Jahre nach dem Gewinn des WM-Titels in Stuttgart bei den Olympischen Spielen in Rio nach wie vor zu den Top-Favoriten an seinem Spezialgerät gehört. Olympiasieger, Welt- und Europameister Epke Zonderland aus den Niederlanden war aber in Gwangju wie zuvor schon in Baku nicht am Start. Das nächste Duell der beiden Reck-Giganten wird bei der WM im Oktober in Glasgow erwartet.
Am Boden belegte Hambüchen beim Sieg des Japaners Naoto Hayasaka (15,666 Punkte) mit 14,833 Zählern den fünften Platz. Ein Schritt zu viel nach einem Tsukahara auf der letzten Bahn brachte ihn ins Straucheln und verhinderte einen weiteren Podestplatz. „Bei diesem Weltklasse-Niveau reicht es dann nicht für mehr“, meinte Hambüchen. Auf den Start im Mehrkampffinale hatte er tags zuvor wegen der Folgen seiner Fingerverletzung bei den Europaspielen verzichtet.
Erfolgreichster Athlet der Turn-Wettbewerbe war Allround-Europameister Oleg Wernjajew aus der Ukraine, der sich nach dem Sieg im Mehrkampf am Dienstag auch Barren-Gold sicherte und insgesamt sechs Medaillen (2/1/3) mit nach Hause bringt.