Jörg Föste: "Das ist ganz große Strahlkraft"
Jörg Föste, Geschäftsführer des Handball-Erstligisten Bergischer HC, über den Umzug nach Köln für das Spiel gegen Gummersbach am Sonntag und die Pläne für eine eigene BHC-Arena.
Herr Föste, sieben Spiele gespielt, der Bergische HC steht schon wieder deutlich über dem Strich. Sie müssten zufrieden sein.
Jörg Föste: Wir sind bei 7:7 Punkten tatsächlich sehr zufrieden. Vor allem mit dem, was uns zur Verfügung steht. Die Rhein-Neckar Löwen etwa haben im gesamten Jahr 2014 nur ein Spiel verloren — bei uns. Das war ein echter Höhepunkt in der Geschichte des BHC.
Ist die Liga ausgeglichener geworden? Auch Kiel hat schon vier Punkte abgegeben.
Föste: Die großen Clubs müssen sich erst finden. Kiel und die Löwen sind im Rückraum neu zusammengesetzt. Da kann man sie im Idealfall zum frühen Zeitpunkt schon mal schlagen. Signifikante Veränderung sind die vielen überraschenden Ergebnisse. Das hat auch mit dem veränderten Spielplan zu tun. Deutlich mehr Spiele fallen in die Woche, die 19er-Liga fordert Tribut, das kostet viel Kraft.
Was bedeutet das für den Abstiegskampf?
Föste: Es gibt vier Absteiger in diesem Jahr. Viele Clubs schauen nach unten. Sie versuchen, in wirklich jedem Spiel unbedingt zu punkten. Weil niemand weiß, was am Ende ausreicht. Der Abstiegskampf hat mehr denn je am ersten Spieltag begonnen. Auch für uns. Nichts anderes als der Klassenerhalt zählt.
Bestimmt der Etat die Tabelle?
Föste: Bis dato war das sehr oft so, hat aber im letzten Jahr schon nicht funktioniert: Wir standen über dem Strich, finanziell allerdings darunter. Der BHC hat eine ganze Menge aus seinen Möglichkeiten gemacht. Das soll so bleiben. Mit unserem Etat von 2,35 Millionen Euro bewegen wir uns in der Budgettabelle auf Rang 17, Bietigheim und Friesenheim werden weniger haben. Sonst keiner.
Wie lässt sich das steigern?
Föste: Wir haben immer gesagt, dass wir am Anfang einer Entwicklung stehen. Wir wollen das Bergische Land mehr und mehr hinter uns bringen. Die Entwicklung ist gut, das zählt. Natürlich kann das auch mal schneller gehen, aber wir wollen auch bodenständig bleiben. Ein Meilenstein wie der am Sonntag in Köln soll allen zeigen, was möglich ist.
Warum sind Sie für das Spiel gegen den VfL Gummersbach nach Köln in die große Lanxess-Arena gezogen?
Föste: Wir wollten einen Höhepunkt für unsere Fans bieten. Die Vorteile mehren sich: Wir werden den Unterrang füllen, haben heute die 6000-Zuschauermarke geknackt. Die ARD-Sportschau wird uns am Sonntag übertragen, das passiert auch nicht jeden Tag. Ein echter Strahleffekt. Wir werden für alle sichtbar einen qualitativen Sprung machen, was die Perfomance angeht. Die Rahmenbedingungen sind ein, zwei Klassen besser als sonst.
Und wie groß ist das Risiko?
Föste: 4500 Zuschauer sind die Grenze hin zur Wirtschaftlichkeit, das haben wir vor einer Woche geschafft. Es wird ein Erfolg.
Kann Köln künftig des öfteren Alternative sein?
Föste: Jetzt spielen wir erst einmal, ziehen eine Bilanz und äußern uns dann dazu. Die Mannschaft freut sich, und es ist auch unser Heimspiel. Der Großteil der Zuschauer kommt aus dem Dreieck Wuppertal, Solingen und Remscheid.
Sie planen für eine langfristige Perspektive des BHC eine eigene Arena. Die Solinger Klingenhalle und die Wuppertaler Uni-Halle bieten wenig Platz.
Föste: Unser erklärtes Ziel ist es, auf bergischem Boden eine Arena zu errichten. Daran arbeiten wir schon lange, auch in Eigenregie. Wir glauben, jetzt die drei Städte hinter uns gebracht zu haben. Wir wollten Wuppertal, Solingen und Remscheid einen und zu diesem klaren Statement bringen. Das hat lange gedauert. Aber jetzt haben die drei Oberbürgermeister offiziell verlauten lassen, dass sie alles tun wollen, das Projekt zu realisieren.
Also kann es losgehen?
Föste: Eine Arbeitskommission wird noch in diesem Monat einen Plan ausarbeiten, der auf den konkreten Grundstückswunsch auf der Stadtgrenze zwischen Solingen und Wuppertal in Autobahnnähe abzielt. Vor einem halben Jahr haben wir geäußert, dass wir schon in der Saison 2017/18 dort spielen wollen. Jetzt ist wieder ein halbes Jahr ins Land gezogen. Deshalb wird es sich wohl um ein Jahr verschieben.
Wer macht die Arena möglich?
Föste: Das orientiert sich am Gummersbacher Modell, wo ja die Schwalbe-Arena entstanden ist. Da wird der Club eine Rolle spielen, die Kommunen, das Land. Nur mit den jeweiligen finanziellen Anteilen lässt sich das darstellen. Das Modell zeigt, dass eine solche Arena auch kulturelle Einrichtungen wie Museen oder Firmen anzieht. Das sieht man auf dem Steinmüllergelände in Gummersbach. Warum sollen wir das hier im Bergischen nicht auf die Beine stellen können?
Ist der ständige Klassenerhalt dafür zwingend notwendig?
Föste: Nicht elementar wichtig. Allerdings würde die Beletage mit dem BHC das Ganze sehr befördern.