Handball-EM DHB-Auswahl ist heiß auf Showdown gegen Spanien

Varazdin (dpa) - Alles oder Nichts: Vor dem EM-Showdown gegen Spanien beschwören die deutschen Handballer den Geist von Krakau.

Foto: dpa

„Wir müssen schon ein wenig die Bad Boys auspacken, um den Spaniern das Fürchten zu lehren“, forderte Torhüter Andreas Wolff vor der Neuauflage des EM-Endspiels von 2016. Und der bisher enttäuschende Kapitän Uwe Gensheimer ergänzte: „Wir brauchen extrem viel davon.“

Im Kampf um den Halbfinal-Einzug an diesem Mittwoch (20.30 Uhr) in Varazdin zählt für den Titelverteidiger nur ein Sieg. Den Rechenschieber können die Schützlinge von Trainer Christian Prokop aber in der Schublade lassen, nachdem am Dienstag überraschend sowohl Spanien als auch Mazedonien patzten und dem deutschen Team damit eine Steilvorlage lieferten. Mazedonien vergab beim 24:25 gegen Tschechien in letzter Sekunde einen Siebenmeter, die Iberer waren zuvor beim 26:31 gegen den WM-Dritten Slowenien chancenlos.

Die DHB-Auswahl kann sich also ganz auf das eigene Spiel konzentrieren. „Wir haben uns etwas zurecht gelegt“, berichtete Prokop am Dienstag. „Ich hoffe, dass wir eine Chance bekommen, ums Halbfinale zu kämpfen. Ich kann zwar nicht versprechen, dass wir gewinnen. Aber ich kann versprechen, dass wir alles dafür tun werden.“

Auf die Bilder vom Gold-Triumph vor zwei Jahren unter seinem Vorgänger Dagur Sigurdsson verzichtete der Bundestrainer allerdings ganz bewusst. „Das spielte in der Vorbereitung keine Rolle. Vor zwei Jahren hat sich die Mannschaft aus einer geringen Erwartungshaltung heraus in einen Rausch gespielt und das Turnier mit dem Titel gekrönt. Dieses Mal kämpfen wir ums Halbfinale.“

EM-Held Wolff, der die Spanier damals beim 24:17-Endspielsieg in Krakau zur Verzweiflung trieb, wird wie sein Kollege Silvio Heinevetter wieder ein wichtiger Faktor sein. „Ich bin mit beiden zufrieden, sie bringen eine gute Stimmung ins Team“, versicherte Prokop.

Es steht viel auf dem Spiel für die DHB-Auswahl. Nach dem enttäuschenden Achtelfinal-Aus bei der WM im Vorjahr würde ein erneutes Scheitern die Mannschaft auf dem vom Verband vorgegebenen Weg zum Olympia-Gold 2020 in Tokio weiter zurückwerfen. „Alle sind gewillt“, sagte DHB-Vizepräsident Bob Hanning. „Wenn man uns die Chance gibt, kann man davon ausgehen, dass wir sie nutzen.“

Mit einem Scheitern wollte sich der 49-Jährige nicht beschäftigen: „Nach dem Spiel schauen wir, ob wir das Halbfinale erreicht haben oder nicht. Dann ziehen wir Bilanz. Ich hoffe, dass das letzte Puzzle-Teil passt.“

Prokop hat dafür noch einmal intensiv an der Taktik gefeilt. Denn die Spanier hatten den Europameister zuletzt beim 26:24-Testspielsieg Ende Oktober in Magdeburg mit einer sehr offensiven Abwehr überrascht. Auf solche Finessen des Gegners sollen die Prokop-Schützlinge dieses Mal bessere Antworten parat haben. „Ich hoffe auf eine erfolgreiche Umsetzung“, sagte der Coach.

In der Vorbereitung setzte der Bundestrainer aber nicht nur auf Videostudium und praktische Übungen auf dem Parkett. Den trainingsfreien Montag nutzte die Mannschaft zu einem gemütlichen Bummel durch die beschauliche Altstadt von Varazdin mit anschließendem Abendessen. „Es war wichtig, die Köpfe freizubekommen“, sagte Prokop. „Entscheidend wird aber sein, wie wir auf dem Parkett funktionieren. Ich kann nicht sagen, dass eine euphorische Stimmung herrscht. Aber der Zusammenhalt ist da.“

Darauf wird es gegen Spanien ganz besonders ankommen - da muss die DHB-Auswahl von Beginn an liefern. „Wir werden bis zum Schluss alles geben. Vielleicht kommt das Glück zum Ende dann zu uns zurück“, sagte Rückkehrer Rune Dahmke. Abwehrchef Finn Lemke formulierte die Marschroute kurz und knapp: „Wir müssen das Spanien-Spiel gewinnen. Fertig.“