Hochachtung vor DHB-Team - „Gut für deutschen Handball“
Stuttgart (dpa) - Nach den Enttäuschungen der vergangenen Jahre sorgt der Einzug ins Achtelfinale der Handball-Weltmeisterschaft auch in der Bundesliga für Hochachtung vor dem deutschen Nationalteam.
„Wir hatten vor der WM die Hoffnung, dass sich unser Team in Doha sehr gut präsentieren würde. Unsere Erwartungen wurden in den ersten Spielen eindeutig übertroffen“, sagte der Geschäftsführer des Ligaverbandes HBL, Frank Bohmann, der Deutschen Presse-Agentur. Geschäftsführer Bernd Karrer vom Bundesligisten HBW Balingen-Weilstetten bewertet den Auftritt als „sehr, sehr positiv. Die spielen frech und abgeklärt. Das ist sehr gut für den deutschen Handball“.
Nach dem 28:23-Sieg über Argentinien will das ungeschlagene Team von Bundestrainer Dagur Sigurdsson gegen Außenseiter Saudi-Arabien am Samstag (17.00 Uhr) den Sieg in der Gruppe D perfekt machen. Das würde der DHB-Auswahl im Achtelfinale einen vermeintlich leichteren Gegner bescheren. Manche Beobachter blicken aber schon weiter. „Alle Teams sind schlagbar, es gibt keine Übermannschaft“, erklärte Trainer Michael Roth von der MT Melsungen. „Sie können sich in einen Rausch spielen, was sie ja schon getan haben. Dann ist alles möglich.“
Doch statt großer Träume steht für die meisten Bundesliga-Vertreter erstmal das Erreichen des Viertelfinales und Rang sieben im Fokus - er würde die Teilnahme am Qualifikationsturnier für die Olympischen Spiele 2016 in Rio de Janeiro bedeuten. Daher wäre es für den zweiten HBL-Geschäftsführer Holger Kaiser „ein großer Erfolg, wenn unserem Team der Sprung unter die Top 7 der Welt gelänge“. Als Gruppenerster würde es zudem weiteres Selbstvertrauen tanken und könnte in einen „Flow“ kommen, meinte Kaiser. Dann wäre es schwer, die Deutschen um Kapitän Uwe Gensheimer von den Rhein-Neckar Löwen zu schlagen.
Ein großer Anteil am Erfolg wird Sigurdsson bescheinigt. „Als Bundestrainer hat er selbstbewusst neue Akzente gesetzt und es in kürzester Zeit verstanden, die deutsche Nationalmannschaft auf Kurs zu bringen“, lobte Kaiser. Laut Bohmann hat der erst seit August amtierende Isländer, der gleichzeitig den Bundesligisten Füchse Berlin trainiert, „bislang alles richtig gemacht“.
Füchse-Manager Bob Hanning glaubt zudem, dass Sigurdsson neben einem enormen Fachwissen und taktischen Stärken eine höhere Akzeptanz bei den Vereinen hat als Vorgänger Martin Heuberger. „Bei Martin ist das ein bisschen so: Wenn Du dreimal ein Schiff in den Hafen führst und dreimal hat es einen Schaden, dann folgen Dir die Matrosen beim vierten Mal nicht mehr so wie es nötig wäre“, sagte Hanning.
Doch obwohl Heuberger die Olympia-Teilnahme in London 2012, die EM 2014 und die aktuelle WM verpasste, wo Deutschland nur dank einer Wildcard spielt, sieht ihn die Liga nicht nur kritisch. Schließlich sei die WM 2013 mit Rang fünf „sehr gut“ gewesen, meinte Bohmann. Insgesamt habe unter dem Schwaben jedoch die Konstanz gefehlt.
Sigurdsson wird neben seinem Fachwissen auch zugutegehalten, dass er stets gute Laune und Gelassenheit verbreitet. Diese strahle nun auf die Mannschaft aus, sagte der Gummersbacher Geschäftsführer Frank Flatten. Kiels Meistertrainer Alfred Gislason drückt es so aus: „Man merkt der deutschen Mannschaft an, dass sie zusammengerückt ist.“