Sigurdsson gute Bundestrainer-Wahl - Sorge um Doppeljob
Leipzig (dpa) - Vor der Ernennung zum Handball-Bundestrainer wurde Dagur Sigurdsson schon mal verbal geadelt.
„Ich kenne ihn ganz gut. Er hat hervorragende Arbeit gemacht - erst in Bregenz und jetzt in Berlin“, lobte Kiels Meister-Trainer Alfred Gislason seinen isländischen Landsmann am Rande des Vorbereitungsturniers in der Harzstadt Ilsenburg.
43 Tage nach der Trennung von Martin Heuberger wird der 41 Jahre alte Sigurdsson in Leipzig als neuer Bundestrainer für die Männer-Nationalmannschaft präsentiert. Am Sonntag hatte sein Arbeitgeber Füchse Berlin dem Isländer die Freigabe ab 1. Juli 2015 erteilt, so dass er ein Jahr lang Vereins- und Bundestrainer in Doppelfunktion ist.
Nicht nur Alfred Gislason, der mit dem SC Magdeburg und dem THW Kiel viermal die Champions League gewonnen hat, ist von Sigurdssons Fähigkeiten begeistert. Auch Islands Rekord-Nationalspieler Geir Svensson (340 Spiele) hält viel von ihm - als Trainer und vor allem als Freund. „Wir haben in Wuppertal zusammen gespielt und in der Nationalmannschaft. Er ist ein super Freund“, sagte der ehemalige Kreisläufer, der seit dieser Saison den SC Magdeburg trainiert.
Aus seiner Sicht ist Sigurdsson eine gute Wahl als Bundestrainer. „Er hat gute Qualitäten. Bei den Füchsen hat er einen super Job gemacht. Er als Bundestrainer, das passt zu 100 Prozent. Ich bin 100 Prozent davon überzeugt, Dagur macht das gut“, erklärte Sveinsson. Darin ist er sich auch mit seinem Geschäftsführer Marc-Henrik Schmedt einig. „Er hat in Berlin bewiesen, dass er mit jungen Leuten arbeiten kann. Wiede, Drux, Thümmler - das sind alles Leute aus den eigenen Reihen. Da muss man den Hut vor ziehen. Und dann noch DHB-Pokalsieger geworden. Er ist sicherlich einer der besten Trainer der Liga“, sagte der Vizepräsident der Handball-Bundesliga (HBL).
Doch wie zuvor schon Alfred Gislason und TV-Experte Stefan Kretzschmar hat auch Schmedt leichtes Bauchgrummeln bei der Doppelfunktion Club- und Bundestrainer. „Langfristig ist das natürlich keine Option. Das heißt, man kann immer mit Übergangsfristen operieren. Aber es muss dann auf Sicht auch klar sein, dass die volle Konzentration der Nationalmannschaft gilt“, sagte er.
Oliver Roggisch, Teammanager der Nationalmannschaft, sieht dies ebenfalls skeptisch. „Über einen langen Zeitraum ist das schwierig, fast schon unmöglich, weil es so viele Aufgaben gibt. Aber über ein Jahr ist das möglich“, sagte der ehemalige Auswahl-Kapitän. Zwar hatte er keine Aktie an der Auswahl des Bundestrainers. „Aber ich habe schon meine Meinung gesagt“, erzählte er in Ilsenburg. Er freut sich auf die Zusammenarbeit, weil er Isländer sehr schätzt. „Sehr straight, sehr direkte Menschen“, befand er und fügte an: „Sie arbeiten viel für ihren Traum und ihren Beruf. Sie sind gute Analytiker und tolle Menschen. Ich habe noch keinen Isländer getroffen, mit dem ich nicht klar kam.“