Weltmeister von 2007 Torwart Bitter kehrt überraschend in DHB-Auswahl zurück
Stuttgart (dpa) - Er ist verletzt, 35 Jahre alt und hat sein letztes Länderspiel vor über drei Jahren gemacht: Dennoch kehrt Weltmeister Johannes Bitter überraschend in den vorläufigen EM-Kader der deutschen Handballer zurück.
Der Torhüter ist einer von 28 Spielern im erweiterten Aufgebot von Bundestrainer Christian Prokop für das Turnier vom 12. bis 28. Januar in Kroatien. „Ich habe immer gerne für Deutschland gespielt und verbinde positive Erinnerungen mit der Nationalmannschaft“, sagte Bitter, der 2007 mit der DHB-Auswahl im eigenen Land den Titel gewonnen hatte. Ansonsten verzichtet Prokop wenige Wochen vor seiner ersten Bewährungsprobe auf Experimente.
Angeführt von Kapitän und Weltklasse-Linksaußen Uwe Gensheimer startet die DHB-Auswahl am 13. Januar mit dem Auftaktspiel gegen Montenegro ihre Mission Titelverteidigung. Einen Tag vorher muss Prokop seine Turnier-Mannschaft auf maximal 16 Spieler reduzieren. Dass der derzeit an einem Muskelfaseriss laborierende Bitter dann dabei ist, gilt als unwahrscheinlich.
„Natürlich sind Silvio Heinevetter und Andreas Wolff erst mal unsere Stammkeeper“, sagt DHB-Vizepräsident Bob Hanning, der dem Torhüter des TVB Stuttgart dennoch Hoffnung macht. „Bitter und Carsten Lichtlein sind leistungsmäßig derzeit die besten deutschen Torhüter.“
Das sind wohl auch die Gründe, weshalb der Bundestrainer überraschend alle vier Keeper in sein vorläufiges Aufgebot berief. Auch die zuletzt nicht berücksichtigten Europameister Tobias Reichmann, Rune Dahmke und Niclas Pieczkowski sind wieder dabei. Trotz seines Mittelfußbruchs nominierte Prokop auch Spielmacher Philipp Weber, der vielleicht erst rechtzeitig zum EM-Start fit sein wird.
Mit Kreisläufer Bastian Roscheck und Rückraumspieler Maximilian Janke vom SC DHfK Leipzig stehen auch zwei Neulinge im erweiterten Kader. Grundsätzlich baut der 38-jährige Prokop aber auf einen Großteil des Kaders, der 2016 in Polen überraschend den Titel geholt hatte: 14 Europameister sind im Aufgebot. Der Bundestrainer beginnt die Vorbereitung auf die EM am 28. Dezember mit einem Kurzlehrgang in Kamen-Kaiserau. Am 2. Januar kommt das EM-Team zum Feinschliff in Stuttgart zusammen.
Während des Turniers kann der Bundestrainer maximal sechs Wechsel mit Spielern aus dem 28er Kader vornehmen. Nach dem Auftakt gegen Montenegro spielt die DHB-Auswahl in der Gruppe C noch gegen Slowenien und Mazedonien - allesamt Nachbarländer Kroatiens. „Wir werden in der Gruppenphase direkt gefordert sein, denn wir spielen gleich drei Mal gegen die Halle“, sagt Europameister Kai Häfner.
Bei der EM 2016 war Häfner wegen der verletzungsbedingten Ausfälle einiger Spieler erst während des Turniers zum Team gestoßen. In Kroatien wird der Kapitän der TSV Hannover-Burgdorf nun als Führungsspieler dabei sein. Anders als Jogi Bitter, der eher als Backup vorgesehen ist. „Ich versuche nun erst mal, wieder komplett fit zu werden und stehe für den Notfall bereit“, sagt er.