Zahnlose Löwen: Hannover schockt Meister-Bezwinger
Leipzig (dpa) - Erst den Meister in die Knie gezwungen, nun vom Underdog gezähmt: Die Rhein-Neckar Löwen sind nach ihrem Traumstart in die Handball-Bundesliga unsanft auf dem Boden der Realität gelandet.
Drei Tage nach dem umjubelten Prestigeerfolg gegen Meister HSV Hamburg mussten sich die Mannheimer beim bis dahin sieglosen Außenseiter TSV Hannover-Burgdorf mit 32:33 (15:19) geschlagen geben. Ernüchterung statt Partylaune machte sich am Samstag bei den mit drei Siegen in die neue Saison gestarteten Löwen breit. „Ich wusste, was auf uns zukommt, aber wir waren nicht in der Lage, das heute ordentlich zu machen“, bilanzierte der enttäuschte Löwen-Coach Gudmundur Gudmundsson.
Titelverteidiger HSV Hamburg zeigte sich vom Rückschlag in Mannheim gut erholt und besiegte Eintracht Hildesheim mit 34:28 (15:13), doch der erwartete Klassenunterschied zwischen dem Meister und dem Aufsteiger offenbarte sich erst in der Schluss-Viertelstunde. Beste Werfer vor 8645 Zuschauern waren Blazenko Lackovic (7 Treffer) für den HSV sowie Michael Jahns (5/3) und Dimitrios Tzimourtos (5) für Hildesheim.
Während die Titelfavoriten nach und nach Punkte lassen, zieht der deutsche Rekordmeister THW Kiel mit der makellosen Bilanz von 8:0 Punkten davon. Mit dem 34:18 (14:9) gegen den Bergischer HC feierte die Mannschaft von Trainer Alfred Gislason erneut einen Kantersieg und hat nun ein positives Torekonto von 56 Treffern. Überragender Werfer bei den Norddeutschen war vor 10 250 Zuschauern Kim Andersson mit neun Feldtoren.
In ungewohnte Tabellenregionen bewegt sich MT Melsungen. Mit dem souveränen 33:26 (16:13) gegen Altmeister VfL Gummersbach wahrte das Team von Coach Michael Roth seine weiße Weste und fuhr den dritten Sieg im dritten Spiel ein. Der Lohn: Rang zwei hinter dem THW Kiel. „Wenn man den Anspruch erhebt, sich am Ende der Saison gegen Rang zehn zu bewegen, dann sollte das eher normal sein“, meinte Roth, der vor allem die starke Defensivleistung seines Teams inklusive des hervorragenden Schlussmannes Per Sandström lobte. Auch VfL-Trainer Sead Hasanefendic hob die Leistung des Keepers hervor: „Ein Lob von meiner Seite an Per Sandström. Ich kann ihm und seiner Mannschaft nur gratulieren und sagen, die bessere Mannschaft hat heute gewonnen.“
Ihre zweiten Saisonsiege schafften der TBV Lemgo und die SG Flensburg-Handewitt. Lemgo setzte sich zu Hause gegen TuS N-Lübbecke mit 27:25 (12:13) durch. Flensburg siegte bei Frisch Auf Göppingen mit 25:23 (12:9:). In dem hartumkämpften Ostwestfalen-Derby sorgte Lemgo mit dem Sprung vom 18:18 auf 22:18 (47.) für die Vorentscheidung. „Man hat gesehen, dass wir eine echte Mannschaft sind, in der jeder 60 Minuten für den anderen kämpft“, sagte Lemgos neuer Trainer Dirk Beuchler.
Flensburgs Trainer Ljubomir Vranjes zog nach dem Schlusspfiff des offenen Schlagabtausches ebenfalls ein positives Fazit. „Die Mannschaft hat gezeigt, dass sie nach oben will. Es war aber nur ein kleiner Schritt. Wir können es noch besser machen“, sagte der frühere Weltklassespieler.