Hartings Ziele: Bachelor in Berlin, EM in der Schweiz
Berlin (dpa) - Wieder der Chef im Ring sein, den Bachelor bauen und dann Gold aus der Schweiz abholen: Diskus-Recke Robert Harting hat sich auch im Jahr ohne Olympia und Weltmeisterschaft ehrgeizige Ziele gesteckt.
„Aber man muss sich von dem Gedanken verabschieden, dass ich alles gewinne. Leistungssport ist wie an der Börse: Du kannst an einem Tag Riesen-Gewinne machen - und am nächsten Tag ist alles weg“, sagte der Olympiasieger, Welt- und Europameister in einem Interview der Nachrichtenagentur dpa.
Nach den Trainingslagern in Südafrika und zuletzt an der Algarve ist Harting heiß auf den Saisonstart. Am Samstag geht's los, wieder in Wiesbaden. Dort hat der Berliner 2012 und 2013 mit 68-Meter-Weiten gewonnen, seit 2009 hieß der Sieger immer Harting. Jetzt will er den sechsten Streich in Serie. „Ich freue mich tierisch! Irgendwann muss schließlich mal eine Prüfungssituation her“, erklärte er. „Du kannst doch nicht die ganze Zeit in den luftleeren Raum hineintrainieren.“
Nach Wiesbaden wird der gebürtige Lausitzer im Mai noch bei den Halleschen Werfertagen (17.5.) und dann im tschechischen Turnov (27.5.) starten, wo er im Mai 2012 seine persönliche Bestleistung aufgestellt hatte - 70,66 Meter. „In den ersten drei, vier Wettkämpfen werde ich merken, wohin die Reise geht“, sagte Harting. Bei den Europameisterschaften in Zürich will der 2,01 Meter große und 126 Kilo schwere Modellathlet im August seinen Titel verteidigen.
Doch die Goldmedaille ist für den 29-Jährigen keinesfalls reserviert, starke Konkurrenz kommt auch aus dem eigenen Team. „Martin Wierig wird mich gleich in Wiesbaden wieder fordern und sich im gleichen Bereich wie ich aufhalten. Das wird schon lustig. Er ist auch in der Weltspitze“, urteilte Harting über seinen Rivalen aus Magdeburg, der ihm zuletzt zwei Niederlagen zugefügt hatte.
Am 18. Oktober wird Harting 30, und er denkt schon mal über das Alter nach. Gern sucht der Hobby-Maler auch im Gespräch nach Bildern mit Symbolwert. „Mit 29, 30 - da kippt es etwas mit dem Training. Man fährt zwar mit der gleichen Geschwindigkeit, aber in einem anderen Auto“, sagte Harting. „Manchmal müssen neue Ingenieure her. Und an diesem Auto müssen dann andere Teile repariert werden.“
Nach der Trennung von Erfolgstrainer Werner Goldmann wird Harting seit Ende 2013 von Torsten Schmidt betreut. Mit dem Mecklenburger will er an alte Erfolge anknüpfen, geplant wird schon bis zu den Weltmeisterschaften 2015 und für Olympia 2016. „Da muss man seinen Körper auch mal schonen und an sich selbst denken“, schilderte Harting. „Und manchmal lieber die Kurve kriegen statt mit dem Kopf durch die Wand.“ Aus der Weltspitze will sich der ehrgeizige Leichtathlet aber keineswegs verabschieden. „Ich steige nicht vom Berg runter, ich verteidige mein Haus da oben!“
Und auch sonst gibt Harting Gas: Sein Studium der Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation will er schon in diesem Sommer als Bachelor abschließen - ein Jahr früher als angepeilt. Studium und Sport immer unter einen Hut zu bringen, ist nicht leicht, aber es klappt, meint Harting: „Im Zweifelsfall lege ich alle Schalter um. Der Sport geht immer vor!“