Kugelstoßer Storl mit WM-Silber glücklich
Istanbul (dpa) - Zwölf Zentimeter. Eine Handbreit. Und genau der Durchmesser einer Kugel. Zwölf Zentimeter hätte das Arbeitsgerät von David Storl weiter fliegen müssen, dann wäre der Abend in der Ataköy Athletics Arena für den Chemnitzer perfekt gewesen.
Doch der jüngste Kugelstoß-Weltmeister bei einer Freiluft-WM war auch mit Silber zufrieden. Das Finale der Hallen-Weltmeisterschaften in Istanbul hatte es in sich: Alle acht Muskelmänner wuchteten den 7,26 Kilo schweren Eisenball über 20 Meter, vier stießen die Kugel sogar mehr als 21,50 Meter weit.
„Hut ab. Ick find's schon phänomenal, hammerhart! 21,88 Meter - da bin ick wirklich von David beeindruckt“, sagte Ulf Timmermann der Nachrichtenagentur dpa. Der Olympiasieger ist und bleibt der einzige deutsche Hallen-Weltmeister im Kugelstoßring. Mit 24 Jahren holte er bei der WM-Premiere 1987 in Indianapolis seinen ersten Titel, 1989 in Budapest verteidigte er ihn. „Ich freue mich für David, er entwickelt sich toll. Wichtig ist, dass er gesund bleibt. Bei solchen Weiten setzt man seinen Körper enormen Belastungen aus“, meinte der Berliner, der in diesem Jahr seinen 50. Geburtstag feiert.
„Es war ein Wahnsinnswettkampf. Mein Ziel war eine neue Bestleistung. Das habe ich geschafft. Ich bin ganz zufrieden“, sagte Storl nach seinem Silber-Stoß. Er schockte die Konkurrenz gleich im ersten Versuch mit der Jahresweltbestleistung von 21,88 Metern. Doch Drehstoßer Ryan Whiting hatte den Dreh raus und konterte: 22,00 Meter - Gold für den Amerikaner, der fünfte Hallentitel für die starken US-Boys seit 2004 in Serie war perfekt. Olympiasieger Tomasz Majewski (Polen), mit 21,72 Metern Dritter, sagte angesichts der geballten Weltklasse nur: „Genießt es einfach.“
„Wer hätte geglaubt, dass man für die Goldmedaille weiter als 21,88 Meter stoßen muss“, meinte Storl nach dem „extrem starken Wettkampf“. Dass ihn Whiting noch übertrumpfte, nahm der 1,98 Meter große und 124 Kilo schwere Kugelstoßer sportlich. „Es muss nicht immer Gold sein, ich hab' doch noch Zeit. Damit musst du immer rechnen, dass einem Drehstoßer so ein Ding rausrutscht. Damit muss ich leben“, gestand der Jugend- (2007), Junioren- (2008) und Freiluft-Weltmeister (2011).
Mit 21,88 Meter ist Storl nun weltweit der zehntbeste Kugelstoßer in der Halle. Fast hätte er sich in der „ewigen“ Statistik noch höher geschoben. Sein letzter Versuch, eine Spezialität seines alten Freundes Ralf Bartels, war „sehr, sehr gut“ - aber leider ungültig.
Ulf Timmermann gehört zu Storls großen Vorbildern. Auch aus „alten Filmen“ kann der Youngster immer noch Neues lernen. „Wir schauen uns da auf alten Bildreihen technisch immer noch was von Ulf ab“, verriet der Schützling von Trainer Sven Lang. „Ich bin wirklich begeistert von David. Er und sein Trainer scheinen ja ein Dream-Team zu sein“, sagte Timmermann. „Die beiden legen großen Wert auf die Technik. Richtig - das muss in Fleisch und Blut übergehen. Kraft kann man später immer noch trainieren.“