„Hungrig werden“ WM-Feinschliff für Leichtathleten in Kienbaum

Kienbaum (dpa) - Die Asse des Deutschen Leichtathletik-Verbandes blicken mit viel Optimismus, aber auch einer gesunden Portion Realismus den Weltmeisterschaften vom 4. bis 13. August in London entgegen.

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„Ich hätte nichts dagegen, wenn es wieder so wie bei der WM 2015 in Peking ausgeht, aber man muss realistisch bleiben“, sagte DLV-Cheftrainer Idriss Gonschinska am Freitag bei einem Medientag im Bundesstützpunkt in Kienbaum vor den Toren Berlins. „Wir sind in einem Jahr der Neuorientierung mit vielen jungen Athleten.“ Bei der WM 2015 in Peking gewannen die deutschen Leichtathleten acht Medaillen.

In Kienbaum bekommen 62 der 72 für die WM nominierten Sportler bis Montag den Feinschliff für die Titelkämpfe an der Themse. Die anderen zehn WM-Starter bereiten sich in Höhentrainingslagern oder individuell an anderen Orten vor. „Erfolg hängt auch vom Teamspirit ab. Wir wollen hungrig auf die WM werden“, sagte Gonschinska.

Abgesehen von seiner generellen Abneigung von Medaillenprognosen, verweist er auch auf den großen Aderlass und Umbruch im DLV-Team 2017. Weltklasseathletinnen wie Betty Heidler (Hammerwurf), Christina Obergföll und Linda Stahl (beide Speerwurf) haben ihre Karrieren beendet, Christina Schwanitz (Kugelstoßen) ist gerade Mutter geworden, Olympiasieger Christoph Harting und der Olympia-Dritte Daniel Jasinski (beide Diskus) schafften die WM-Qualifikation nicht und die WM-Zweite Cindy Roleder (Hürdensprint) muss verletzt passen. „Diese Athleten kann man nicht ersetzen“, sagte Gonschinska.

Hoffnungsträger im DLV-Team sind vor allem die Speerwerfer Thomas Röhler, Johannes Vetter und Andreas Hofmann, die in der Weltbestenliste die ersten drei Plätze belegen. „Wir hätten nichts dagegen, drei Medaillen zu holen“, meinte Olympiasieger Röhler.

Zu den Anwärtern auf einen von drei WM-Toprängen zählen auch Dreisprung-Europameister Max Heß, Weitspringerin Claudia Salman-Rath, Hürdensprint-Shootingstar Pamela Dutkiewicz sowie Carolin Schäfer und Rico Freimuth im Sieben- und Zehnkampf. Auch die Frauen-Sprintstaffel um Gina Lückenkemper hat eine Medaillenchance - und ebenso insgeheim auch Robert Harting, der Olympiasieger von 2012. „Ihm kann mit seiner Erfahrung immer etwas gelingen“, meinte Gonschinska.

Bei den Olympischen Spielen vor einem Jahr in Rio gab es für die deutschen Leichtathleten allerdings nur drei Medaillen durch Christoph Harting und Röhler sowie Jasinski. „Die Konkurrenzsituation in London wird nicht weniger hart sein“, sagte Gonschinska. „Wir nehmen uns als Team viel vor und freuen uns auf die WM, wissen aber auch, dass Athleten aus rund 200 Ländern am Start sein werden und die Weltmeister aus 20 bis 25 Länder kommen werden.“