„Demütigungen vorbei“: Rosberg vor Hamilton auf Pole
Barcelona (dpa) - Nico Rosberg stieß einen Freudenschrei in den Boxenfunk, Daimler-Boss Dieter Zetsche applaudierte anerkennend in der Garage.
Zum ersten Mal in dieser Formel-1-Saison hat der deutsche Mercedes-Pilot das Stallduell mit WM-Spitzenreiter Lewis Hamilton für sich entschieden und die Pole Position für das Spanien-Rennen erobert. „Es fühlt sich großartig an, ich bin glücklich“, sagte Rosberg nach seiner starken Vorstellung auf dem Circuit de Catalunya bei Barcelona.
Hamilton war zuvor in allen vier Rennen dieses Jahres auf Startplatz eins gefahren. Nach seiner Niederlage in Katalonien wirkte er irritiert. Mehr als zwei Zehntelsekunden fehlten dem Weltmeister auf seinen Teamkollegen, als Dritter startet Sebastian Vettel im Ferrari. „Ich hatte einfach nicht die Geschwindigkeit heute, Nico hat einen guten Job gemacht“, sagte Hamilton missmutig.
Sein Ärger war durchaus verständlich. In Barcelona gewann bislang in 18 von 24 Fällen der Fahrer von Pole Position. „Es musste früher oder später passieren. Das war ein guter Tag“, sagte Rosberg. Zuvor war der 29-Jährige in dieser Saison stets hinter Hamilton ins Ziel gekommen und hat in der Gesamtwertung bereits 27 Punkte Rückstand auf den Titelverteidiger.
So musste sich Rosberg beim Europa-Auftakt der Königsklasse bereits fragen lassen, ob die vielen Tiefschläge der vergangenen Monate mentale Spuren hinterlassen haben. Ja sogar, ob er in diesem Jahr schlichtweg langsamer geworden sei.
Vielleicht auch zur Rückenstärkung hatte der werdende Vater seine schwangere Frau Vivian zum ersten Mal in dieser Saison an die Strecke mitgebracht. Und prompt meldete sich Rosberg im Mercedes-Zweikampf zurück. „Die Demütigungen der ersten Rennen sind vorbei. Er hat eine super Leistung gebracht“, sagte Team-Aufsichtsratschef Niki Lauda am RTL-Mikrofon. Auch Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff lobte: „Er hat mentale Stärke gezeigt.“
Der Wechsel auf der Pole Position war allerdings die einzige echte Neuigkeit. Ansonsten zeigte sich, dass Mercedes noch immer das schnellste Auto hat und Ferrari auch mit einem runderneuten Boliden zweite Kraft bleibt. „Enttäuscht ist das falsche Wort. Wir haben bestätigt, dass wir direkt hinter ihnen sind“, sagte der WM-Dritte Vettel, gestand aber auch: „Natürlich wären wir gern noch näher dran.“
Der Hesse muss nun hoffen, dass die Hitze und der gewöhnlich hohe Reifenverschleiß in Spanien der Scuderia in die Karten spielen. Bedingungen wie diese kamen zuletzt eher Ferrari als den Silberpfeilen entgegen. „Im Rennen waren wir immer etwas dichter dran, aber es wird schwer, sie zu schlagen“, sagte Vettel.
Ein weiterer schwerer Nachmittag wartet am Sonntag in jedem Fall auf seinen Landsmann Nico Hülkenberg. Der Rheinländer kam in der Qualifikation nicht über Rang 17 hinaus. „Wir sind schlicht und einfach zu langsam. Uns fehlt der Abtrieb. Barcelona ist da echt eine Killerstrecke“, erklärte der 27-Jährige. Anders als die Konkurrenz hat Force India keine neuen Bauteile mit nach Spanien gebracht. Erst in Silverstone Anfang Juli kann Hülkenberg mit Verbesserungen rechnen. Ein hartes Los.