Der Schweiger plaudert: Räikkönen will jeden schlagen
Jerez de la Frontera (dpa) - Was ist denn mit dem los? Der sonst so schweigsame Kimi Räikkönen gibt sich bei den Formel-1-Tests in Jerez erstaunlich redselig. Der WM-Champion von 2007 scherzt und lächelt - abseits der Strecke.
Für den Vettel-Herausforderer kann 2013 wieder ein großes Jahr werden.
Kimi Räikkönen zeigt sich in Plauderlaune. Mit Wollmütze auf dem Kopf und Sonnenbrille im Schoß sitzt der Herausforderer von Weltmeister Sebastian Vettel im verglasten Motorhome seines Rennstalls Lotus und beantwortet für seine Verhältnisse geradezu ausschweifend die Fragen der Journalisten. „Es ist gut, wieder in einem Formel-1-Wagen zu sitzen“, sagt der 33-Jährige nach seinen ersten Kilometern im neuen Dienstwagen auf dem Circuito de Jerez.
Unter der Sonne im Süden Spaniens taut der „Iceman“ regelrecht auf. Hier ein Lächeln, da ein dezenter Spruch - Räikkönen, der am Freitag auch noch mit der Tagesbestzeit aufhorchen ließ, blüht bei Lotus auf. Das macht unter den Journalisten schnell die Runde. Eben weil der Weltmeister im Ferrari von 2007 für seinen sparsamen Umgang mit Worten und Emotionen bekannt ist.
Der Hinweis vom Team vor der Gesprächsrunde ist gut gemeint. Man solle ruhig etwas früher zu dem Interview-Termin kommen, heißt es. Räikkönen quittiert Fragen zur Formel 1 schließlich meist nur sehr knapp, ein Treffen kann dann schon mal deutlich vor der veranschlagten Zeit beginnen. Nicht so in Jerez - „Quasselstrippe“ Räikkönen.
Nach einem starken Comeback-Jahr steht für den sichtlich gelösten Finnen fest: „Mein Ziel ist ganz klar, von Beginn an vorne dabei zu sein.“ Damit würde Räikkönen, der zuvor zwei Jahre in der Rallye-WM an den Start gegangen war, auch wieder zu einem der ersten Konkurrenten für seinen Freund und Dreifach-Champion Vettel werden. Ob der Finne nun für einen Konkurrenten Sympathien hegt oder nicht, ist für ihn nicht entscheidend.
„Ich hasse niemanden. Ich bin aber auch nicht der beste Freund von irgendeinem“, sagt Räikkönen. „Es macht letztlich aber auch keinen Unterscheid, gegen wen man fährt. Man will jeden schlagen.“ Natürlich auch Kumpel Vettel. „Ja, wir sind Freunde. Aber sobald Du ein Rennen fährst, spielt das einfach keine Rolle mehr.“
Für Räikkönens persönliches Empfinden sind Siege unerlässlich. „Du bist wahrscheinlich nie wirklich glücklich, wenn Du nicht gewinnst. Und wenn Du einmal gewonnen hast, willst Du immer mehr, auch die WM“, ergänzt er. „Leider sind da draußen aber noch ein paar mehr Jungs, die genau dasselbe wollen. Es ist nicht einfach. Du musst gut starten und dich immer weiter verbessern.“
Vielleicht springt für den diesmal redseligen Schweiger aus der 250 000-Einwohner-Stadt Espoo in diesem Jahr auch mehr raus als im vergangenen Jahr. Räikkönen raste zu sieben Podestplätzen und stand sogar in Abu Dhabi ganz oben.
Dabei sorgte er auch für einen seiner legendären Sätze. Nach einem Funkspruch durch sein Team fauchte der Finne zurück: „Lasst mich in Ruhe, ich weiß, was ich tue.“ So eine Reaktion will Räikkönen auch künftig nicht ausschließen. „Das ist ja Vergangenheit“, sagt er zwar. „So was ist aber schon vorher passiert und das wird es wahrscheinlich irgendwann wieder passieren.“