Ferrari lässt Zukunft offen Drei der vier Top-Cockpits unbestätigt
Montréal (dpa) - Beide Ferrari-Cockpits, dazu eines bei Mercedes - drei der vier begehrtesten Arbeitsplätze in der Formel 1 sind für die neue Saison noch nicht fest vergeben. Und was die Scuderia betrifft, wird das auch vorerst so bleiben.
„Wir denken jetzt nicht an Verträge, wir denken an die Weltmeisterschaft“, betonte Ferraris Teamchef Maurizio Arrivabene beim Großen Preis von Kanada. Sebastian Vettels Vertrag endet nach dieser Saison, seine ersten drei Jahre bei der Scuderia seit dem Weggang von Red Bull sind dann vorbei. Aber auch Vettel will von dem Thema nichts wissen: „Vielleicht ist es ein bisschen komisch, aber das zählt im Moment nicht.“
Alles nur Geplänkel? Es scheint sehr schwer vorstellbar, dass Vettel ausgerechnet nach dem Jahr, in dem er womöglich die WM gewinnt, zumindest aber erstmals im Ferrari ernsthaft darum kämpft, den italienischen Traditionsrennstall verlässt. Vier Titel holte Vettel in Serie bei Red Bull von 2010 an. Mit Ferrari würde er nur zu gern eine ähnliche Ära prägen und sich noch weiter seinem großen Idol Michael Schumacher nähern, der fünf seiner sieben Titel von 2000 bis 2004 in einer bisher unerreichten Formel-1-Dynastie holte.
Aber nicht nur Vettels Vertrag endet nach dieser Saison, auch der von Kimi Räikkönen. Im Oktober wird der Finne 38 Jahre alt. Seit 2014 fährt Räikkönen wieder für Ferrari, nachdem er von 2007 bis einschließlich 2009 in Maranello engagiert gewesen war - und noch immer der letzte Ferrari-Weltmeister (2007) ist.
Ein Bonus? Eher weniger, vielmehr dürften bei den Überlegungen seine bis dato durchaus guten Leistungen eine Rolle spielen. Und die Tatsache, dass er und Vettel sich bestens verstehen und Räikkönen seine Rolle im Team akzeptiert. Mehr als ein Knurren entfährt dem schweigsamen Finne kaum, selbst wenn um ihn herum die Diskussionen um eine Teamorder toben.
Warum also ein nun auch sportlich funktionierendes Team auseinander reißen? Nicht auszuschließen scheint, dass es letztlich doch beim Heimrennen im September im Königlichen Park von Monza etwas zu verkünden gibt. Traditionell nutzte Ferrari die Gelegenheit oft, Vertragsverlängerungen vor den Tifosi bekannt zu geben.
Ebenso unbestätigt wie beide Ferrari-Cockpits für 2018 ist auch ein Platz bei Mercedes: Valtteri Bottas hatte nur einen Einjahresvertrag bekommen, nachdem der mit einem langfristigen Kontrakt ausgestattete Nico Rosberg als Weltmeister abgetreten war.
Wie immer dürften sich alle Beteiligten trotz mehr oder weniger klareren Tendenzen nicht zu früh festlegen. Getreu dem Motto: Man weiß ja nie, wer auf einmal verfügbar sein könnte oder welche Möglichkeiten sich auftun.
Schon jetzt droht immerhin kein Geringerer als Fernando Alonso bei McLaren-Honda auszusteigen, sollte der Wagen bis September nicht siegfähig sein. Angesichts der Dauerprobleme mit dem viel zu schwachen Honda-Motor sind Siege bis dahin mehr als utopisch.
Wäre Alonso auf dem Markt, wäre einer der besten Piloten verfügbar. Das herausragende Können des zweimaligen Weltmeisters, der im Juli allerdings auch schon 36 Jahre alt wird, ist unbestritten. Allerdings ist Alonso ein Nummer-Eins-Fahrer, einer, der schwer neben anderen Titelträgern zu vermitteln scheint.
Spekuliert wird nun bereits über eine Rückkehr des Spaniers zu Renault an die Seite von Nico Hülkenberg. Der Deutsche würde sich auf diese Herausforderung freuen: „Es wäre eher eine Chance. Ich hätte eine Messlatte. Einen Kerl, der schon seit Jahren als einer der Besten in der Formel 1 und auf der Welt gehandelt wird.“