Ferrari will mit Vettel an Schumacher-Ära anknüpfen
Monza (dpa) - Sebastian Vettel ist Ferraris großer Hoffnungsträger. Die Scuderia will mit ihrem neuen Star wieder an die glorreiche Ära mit Michael Schumacher anknüpfen. Aber der vierfache Formel-1-Weltmeister sieht sich nicht als Kopie seines Kumpels und ehemaligen Jugendidols.
„Mein Ziel ist, selbst auch Fußstapfen zu hinterlassen, damit auch ein Teil von mir in Maranello bleibt, wenn ich nicht mehr da bin“, sagte Vettel vor dem Großen Preis von Italien an diesem Wochenende in Monza. Schumachers Triumphe mit der Scuderia sind einmalig. Fünf seiner sieben WM-Titel holte der Rekordchampion zwischen 2000 und 2004 in Serie. Zudem feierte er in seinen elf Ferrari-Jahren 72 seiner insgesamt 91 Siege. Bestmarken, die ewig halten könnten. Und fünfmal gewann „Michele“ in Monza - so oft wie kein anderer Pilot.
Vettel hat es in bislang elf Rennen mit dem italienischen Traditionsteam auf zwei Siege in Malaysia und Ungarn gebracht. Damit sind die von Teamchef Maurizio Arrivabene ausgegebenen Saisonziele schon vor dem emotionsgeladenen Heimrennen am Sonntag (Start: 14.00 Uhr) erreicht. Sollte Vettel oder sein Teamkollege Kimi Räikkönen im Königlichen Park die favorisierten Silberpfeile schlagen und den dritten Sieg einfahren können, wäre dies laut Arrivabene „das Paradies“.
Unabhängig davon hat Vettel bei der Scuderia schon innerhalb kürzester Zeit einen Sonderstatus erlangt. „Er ist schon durch und durch ein Ferrari-Mann“, sagte Firmen-Präsident Sergio Marchionne. „Ich mag die ernsthafte Art, mit der er sich den Problemen widmet.“ Arrivabene schätzt „den gleichen teutonischen Perfektionismus“ wie bei Schumacher. Der Technische Direktor James Allison bescheinigte dem 28 Jahre alten Heppenheimer „die gleichen Führungsqualitäten, die ich bei Schumacher erkannt habe“.
Zwischen den beiden herausragenden deutschen Rennfahrern gibt es zweifelsohne etliche Parallelen. Und Vettel hat Fähigkeiten, um das große Erbe des verehrten Schumacher würdig anzutreten. Aber dennoch widerstrebt ihm ein Vergleich. „Ich versuche gar nicht, in Michaels Fußstapfen zu treten. Seine Fußstapfen sind riesig - und ich habe nur Schuhgröße 41“, sagte er im Interview von „Motorsport-total.com“. „Im Ernst: Es war schön zu sehen, dass Michaels Geist noch da ist; dass die Menschen noch schätzen, was er für Ferrari geleistet hat.“
Vettel will nun in Monza seine Leistung bringen und groß auftrumpfen. Bereits dreimal hat er bei dem Hochgeschwindigkeitsklassiker triumphiert. 2008 krönte sich das Talent im unterlegenen Toro Rosso mit 21 Jahren und 73 Tagen zum jüngsten Gewinner der Grand-Prix-Geschichte. „Das war ein unbeschreibliches Gefühl“, berichtete er bewegt von „Gänsehaut pur“.
Während die Fans Vettel damals enthusiastisch feierten, weil er mit einem italienischen Team mit Ferrari-Motor gewonnen hatte, hagelte es nach seinen beiden Erfolgen mit Red Bull 2011 und 2013 Buhrufe. Bei seinem ersten Start mit Ferrari beim Heimrennen kann sich Vettel der vollen Unterstützung der Tifosi sicher sein. „Ich kann es kaum erwarten“, sagte er.
Vor allem fiebert Vettel dem Grand Prix aber aus sportlichen Gründen entgegen. Nach dem frustrierenden und spektakulären Aus in Spa wegen eines geplatzten Hinterreifens in der vorletzten Runde muss der WM-Dritte in Monza unbedingt punkten, um im Titelrennen nicht vorzeitig aussichtslos zurückzufallen. Nach elf von 19 Rennen weist Vettel (160 Punkte) bereits 67 Zähler Rückstand auf den WM-Spitzenreiter und Titelverteidiger Lewis Hamilton (227) auf. Nico Rosberg (199) ist im zweiten Mercedes Gesamtzweiter.