Frisuren und Missionen: Die Deutschen in der Formel 1
Melbourne (dpa) - Deutsche Wertarbeit steht in der Formel 1 auch in der neuen Saison hoch im Kurs. Zum Auftakt in Australien am Sonntag vertritt ein Quartett die Autofahrer-Nation in der Königsklasse - kein Land hat mehr Piloten am Start.
Eine Bestandsaufnahme.
Sebastian VETTEL: Die Frisur ist anders, die Ansprüche sind es nicht. Klar, Titel Nummer vier in Serie muss das Ziel sein. Und der Vettel von 2013 klingt auch wie der von 2010, 2011 und 2012. Kostprobe? „Wir starten jedes Jahr von Null.“ Oder: „Es wird ein langes Jahr, jedes Rennen ist wichtig.“ Naja. Konfrontation gehört nicht zu Vettels Agenda. Der Hesse richtet den Blick nur auf sich und sein Team. Zuletzt hat das perfekt funktioniert. Und seinen Lausbuben-Humor hat sich Vettel dabei auch bewahrt. „Hungrige Heidi“ taufte er diesmal seinen Red-Bull-Dienstwagen. Mahlzeit.
Nico ROSBERG: Drei Jahre hatte er im Silberpfeil seinen Teamkollegen Michael Schumacher im Griff - dennoch stand zumeist der Rekordweltmeister im Fokus. Jetzt ist Schumacher in Rente. Und Rosberg steht schon wieder im Schatten. Das große Thema bei Mercedes ist vorerst die Ankunft des schillernden Lewis Hamilton. „Eine Herausforderung“ nennt Rosberg die neue Situation. Was man halt so sagt. Der 27-Jährige weiß: Besteht er auch den Hamilton-Test, ist ihm enormer Respekt gewiss. Wenn nicht, droht der Karriereknick.
Nico HÜLKENBERG: Der Rennanzug ist ziemlich grau, das Auto anthrazit. Der Rheinländer gehört nicht zu den Blendern im PS-Zirkus. Hülkenberg will durch Leistung auf der Strecke überzeugen, nicht durch Wortgeklingel. Da ist der Neuzugang beim Schweizer Sauber-Team richtig. „Ich versuche auch hier, so schnell wie möglich in die Kurve zu kommen“, sagt Hülkenberg trocken. Gute Idee. Allerdings wird vom 25-Jährigen in seiner dritten Formel-1-Saison noch etwas mehr erwartet, nämlich Führungsqualitäten. Erstmals ist er die klare Nummer eins bei seinem Team.
Adrian SUTIL: Wer nach dem einen Jahr Zwangspause viele leise Töne vom Hobby-Pianisten erwartet hatte, sieht sich getäuscht. „Ich weiß, was meine Mission ist“, erklärt der 30-Jährige mit heiligem Ernst. Und dann fällt das W-Wort: „Weltmeister“ will er werden, lieber früher als später. Kommt einem bekannt vor. Sagt Sutil auch nicht das erste Mal. Neu sind die tiefenpsychologischen Betrachtungen. „Am Ende ist das Leben ein Abenteuer“, sagt Sutil. Und: „Es gibt nur gute Zeiten, wenn es auch schlechte Zeiten gibt.“ Im Mittelklasse-Wagen von Force India winkt eine Saison, die zu diesem Motto passt.